pts20120326014 Tourismus/Reisen, Produkte/Innovationen

Mehr Sicherheit für actionreiches Sommerrodeln

ÖNORM S 4730-1 thematisiert Sicherheitsaspekte der spektakulären Fun-Sportart


Wien (pts014/26.03.2012/12:00) 3,5 Kilometer Distanz und 500 Meter Höhenunterschied in zwölf Minuten. Bis zu neun Meter über dem Boden, bei Tempo 40 und dabei völlig der Gravitation und den Fliehkräften ausgesetzt. Was sich wie das Stuntprotokoll eines Extremsportlers liest, sind lediglich die Eckdaten eines beliebten Freizeitvergnügens: des Sommerrodelns.

Knapp drei Millionen Mal rasen die Österreicherinnen und Österreicher jedes Jahr spektakuläre Sommerrodelbahnen voller Steilkurven, Kreisel, Jumps und Wellen hinab. Die Kehrseite des Abenteuers: Alljährlich landen 300 bis 400 Personen mit Knochenbrüchen, Prellungen und Abschürfungen im Krankenhaus.

Mit 1. März 2012 ist der erste Teil der ÖNORM S 4730 erschienen, der sich den sicherheitstechnischen Anforderungen und Prüfverfahren zum Thema Sommerrodeln widmet. Grundlage dafür war die 2008 vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales und Konsumentenschutz (BMSK) erstellte Studie "Sicherheitsaspekte beim Sommerrodeln in Österreich".

Studienautorin Dipl.-Ing. Alexandra Kühnelt-Leddihn vom KFV ist auch Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe AG 184.20 "Sommerrodelbahnen" im Komitee 184 bei Austrian Standards: "Sommerrodeln wird immer beliebter, dementsprechend werden laufend Anlagen modernisiert und neue kommen hinzu. Mit der ÖNORM S 4730 haben wir die Lücke der fehlenden Rahmenbedingungen geschlossen und tragen dazu bei, dass Sommerrodeln auch in Zukunft ein sicheres Freizeitvergnügen für die ganze Familie ist."

50 Sommerrodelbahnen in Österreich

Eine Sommerrodelbahn wird als geneigte Fahrbahn beschrieben, auf der Personen durch selbstständige Geschwindigkeits-Regelung einen Höhenunterschied überwinden, indem sie mittels Schwerkraft auf einer Rodel hinunterfahren. Nach dieser Definition gibt es in Österreich ca. 50 Sommerrodelbahnen, darunter die Weltrekordhalter in punkto Länge (3,5 km, Tirol) und Steilheit (640 m Höhenunterschied bei 2,8 km Länge, Niederösterreich).

Je nach Ausführung wird zwischen Wannen- und Schienenbahnen unterschieden. Während bei Ersteren das Gefährt ohne weitere Spurführung in einer Wanne rutscht oder rollt, sind die Rodeln bei den Schienenbahnen zwangsgeführt und können diese nicht verlassen.

Bei beiden Systemen beeinflusst das Verhalten der Mitfahrer die Sicherheit ganz wesentlich. Statistiken zeigen, dass die meisten Unfälle durch Auffahren und seitliches Hinausstrecken von Armen und Beinen passieren.

Gefahr durch hohes Tempo, Hinausstrecken und Hinausfallen

Während versucht wird, die selbstständige Geschwindigkeits-Regelung durch ein (technisch herbeigeführtes) Tempolimit von 40 km/h in den Griff zu bekommen, empfiehlt die Norm zur Vermeidung von Verletzungen durch Hinausstrecken und Hinausfallen auch bauliche Maßnahmen. Die in der ÖNORM festgehaltenen Schlüsselbegriffe sind Lichtraum und Sturzraum.

Der Lichtraum ist jener Raum, der unbedingt von Hindernissen freizuhalten ist. Die Reichweite eines erwachsenen Menschen, der sich streckt oder hinauslehnt, dient hier als Maßstab. Ist es nicht möglich, diesen Bereich freizuhalten, sind entsprechende Sicherungen vorzusehen.

Der Sturzraum wiederum kennzeichnet den Außenbereich, in den eine aus der Bahnkurve fallende Person stürzen kann. Dieser ist ebenfalls freizuhalten oder - wenn nicht ausreichend Platz ist - durch entsprechende Polsterungen abzusichern.

Hohe Eigenverantwortung

Während die Norm für die Höchstgeschwindigkeit noch eine Empfehlung gibt, sind Einschränkungen hinsichtlich Alter oder Größe der Mitfahrenden von den Herstellern und Betreibern der jeweiligen Sommerrodelbahn festzulegen.

Dazu kommt ein hohes Maß an Eigenverantwortung der Rodlerinnen und Rodler. Gerade bei einem derart temporeichen Abenteuer ist jede und jeder selbst für die eigene Sicherheit verantwortlich. Ihnen obliegt es, die richtige Geschwindigkeit zu wählen, Sicherheitsabstände einzuhalten sowie sich und andere nicht durch riskante Manöver zu gefährden.

Diese Verantwortung kann ihnen niemand abnehmen. Aber die ÖNORM S 4730-1 definiert die notwendigen Grundlagen, damit Sommerrodeln ein gleichermaßen spektakuläres wie sicheres Freizeitvergnügen bleibt.

Bibliographie

ÖNORM S 4730-1 Sommerrodelbahnen; Teil 1: Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren

(Ende)
Aussender: Austrian Standards Institute
Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern
Tel.: +43 1 21300-317
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