pts20051201056 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Gesundheitskosten werden gemäss KOF-Prognose 2006 um 3,1% steigen

Nationalrat Reto Wehrli (CVP) lanciert Motion für bessere Datenlage


Bern/Zürich (pts056/01.12.2005/16:20) 11,5% des nominellen Bruttoinlandprodukts (BIP) wurden 2003 für das Gesundheitswesen aufgewendet. Das waren rund 50 Milliarden Franken. Im März dieses Jahres präsentierte die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich unter Leitung von Prof. Bernd Schips eine empirische Analyse des Gesundheitssystems Schweiz*. Neue Daten zeigen: Das Modell funktioniert und ermöglicht erstmals eine Prognose der zukünftigen Kostenentwicklung. Für das Jahr 2006 wird ein Anstieg der Gesundheitskosten um 3,1% auf rund 55 Milliarden Franken vorhergesagt. Aber noch immer fehlen viele Daten für eine detailliertere Analyse. Zu viele für CVP Nationalrat Reto Wehrli. Er lanciert aus diesem Grund in der laufenden Wintersession eine Motion und fordert den Bundesrat auf, die Lücken in der Erhebung von Gesundheitsdaten zu schliessen.

"Jeder Unternehmer weiss, dass ohne Kennzahlen keine strategischen Weichenstellungen möglich sind. Im Gegensatz zum klugen Unternehmer leistet sich die Schweiz in Sachen Datenlage im Gesundheitswesen einen Blindflug." Für CVP Nationalrat Reto Wehrli ist die Situation unhaltbar. Die lückenhafte Datenlage im Gesundheitswesen führe zu unbrauchbaren Prognosen für die künftige Kostenentwicklung. Deshalb beauftragt Wehrli in dieser Wintersession den Bundesrat gestützt auf Art. 65 der Bundesverfassung und das Bundesstatistikgesetz (BStatG) diese Datenlücken zu schliessen. Im Gesundheitswesen stünden wichtige Entscheide an, beispielsweise die Teilrevision des Krankenversicherungsgesetzes. Deshalb brauche es eine Entscheidsgrundlage, insbesondere aktuelle Zahlen und lückenlose Daten, auf der nachhaltige Massnahmen zur Systemverbesserung entwickelt
werden könnten, begründet Wehrli seinen Vorstoss.

"Es geht nicht an, dass für einen Ausgabeposten dieser Höhe erst im Frühjahr 2006 die endgültigen Zahlen für 2003 vorliegen." Tatsächlich verstreichen heute nahezu drei Jahre, bis das Bundesamt für Statistik definitive Zahlen über das Gesundheitswesen veröffentlichen kann: 11,5% des Bruttoinlandproduktes oder rund 50 Milliarden Franken waren es im Jahre 2003.

KOF Modell ermöglicht Ausblick für 2006
Im März dieses Jahres präsentierte die KOF der ETH Zürich erstmals ein Modell zur Analyse des Gesundheitssystems Schweiz. Nun liegen neue Zahlen vor. Und Prof. Bernd Schips ist zufrieden: "Unser Modell funktioniert. Der Prognosefehler für 2003 von 0,3 Prozentpunkten lag nur zu einem Drittel am Modell. Zwei Drittel gingen auf das Konto von Datenfehlern".

Für 2006 prognostiziert die KOF eine Zunahme der Gesundheitskosten von 3,1% gegenüber 2005 auf rund 55 Milliarden Franken. Davon werden 29,7 Mrd. Franken auf das Konto der Krankenhäuser und sozialmedizinischen Institutionen gehen (+ 3,2%).

Weniger Kostenwachstum - Spitalsektor wächst überproportional
Gemäss KOF Prognose geht die jährliche Zunahme der Gesundheitskosten insgesamt leicht zurück: von rund 4% in 2003 auf etwas über 3% in 2006. Der grösste Ausgabenblock entfällt nach wie vor auf den Spitalsektor, wobei sich die Verlagerung vom stationären zum ambulanten Bereich fortsetzt. Auffallend ist dabei, dass der gesamte Spitalsektor nach wie vor überproportional zulegt. Überproportional wachsen auch die Ausgaben für Arzneimittel (inklusive des Dienstleistungsanteils für den Verkauf). Tritt das Agreement zwischen Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Pharmaindustrie in Kraft und werden definierte Medikamente der Spezialitätenliste (SL) auf das Preisniveau volkswirtschaftlich vergleichbarer Länder angepasst, können bereits 2006 ca. 250 Millionen Franken eingespart werden. Nach dieser Massnahme würde das Wachstum bei den Ausgaben für Arzneimittel nur noch 2,6% betragen und somit unter der Entwicklung der Gesamtkosten liegen. Der Anteil von Bund, Kantonen und Gemeinden als Direktzahler an den Gesamtkosten reduziert sich gemäss Prognose in 2006 und beträgt noch 16,9% (2003: 18%). Leicht zurück geht auch der Anteil der Privatversicherungen, von 9% in 2003 auf 8,6% in 2006.

Trotz der erstmals möglichen Prognose der Kostenentwicklung in naher Zukunft sind Prof. Schips und sein Team (Jochen Hartwig, Yngve Abrahamsen) aufgrund der nach wie vor schlechten Datenlage die Hände für noch detaillierte Prognosen gebunden: "Um politische Massnahmen korrekt zu evaluieren und ihre Auswirkungen voraussagen zu können, müssten die Datenlücken geschlossen werden. Entsprechend wäre aus Sicht der KOF die Annahme der Motion von Nationalrat Wehrli ein wertvoller Schritt in die richtige Richtung."

*Die Analyse wurde durch einen Forschungsbeitrag der Merck Sharp & Dohme-Chibret AG (in der Schweiz als MSD bekannt) unterstützt.

Kontakt:

KOF
Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
Weinbergstrasse 35
ETH Zentrum WEH
CH-8092 Zürich
Tel. 044 632 42 39
Fax 044 632 12 18

Nationalrat Reto Wehrli
Tel.: 041 818 80 94
Mail: wehrli@retowehrli.ch

(Ende)
Aussender: pts - Presseinformation (A)
Ansprechpartner: Herr Stefan Wild
Tel.: +41 (0) 79 467 15 80
E-Mail: stefan_wild@merck.com
|