Europas Filmindustrie wichtiger als gedacht
Wissenschaftler betonen mit der Initiative "REBOOT" kulturelle Vielfalt und künstlerische Freiheit
![]() |
Hollywood: kein wirkliches Vorbild für Europas Filmindustrie (Foto: Sohrob Tahmasebi, pixabay.com) |
Wien/Lüttich (pte002/25.11.2025/06:05)
Europas Filmindustrie unterscheidet sich grundlegend von der Film-Weltmacht Hollywood. Sie besticht durch soziale Realität und Storytelling. Ein gutes Beispiel dafür ist der lettische Animationsfilm "Flow", der die Geschichte einer Katze erzählt, die während einer Flut in einem Boot mit anderen Tieren ums Überleben kämpft. Er wurde mit kargem Budget gedreht, gewann aber dennoch einen Oscar als bester Animationsfilm und schlug damit die Hollywood-Giganten Disney und DreamWorks.
Solidarität und Akzeptanz
Der Film, der in mehreren europäischen Ländern mit einem Bruchteil eines typischen Hollywood-Budgets koproduziert wurde, vermittelt eine starke Botschaft von Solidarität und Akzeptanz. Für Katharine Sarikakis vom Media Governance and Industries Research Lab der Universität Wien sind es genau diese Eigenschaften, die die Identität des europäischen Kinos ausmachen - und seine größten Stärken sind.
Sarikakis leitet die Forschungsinitiative "REBOOT", an der Forscher aus elf Universitäten in neun EU-Ländern und der Türkei beteiligt sind. Dazu gehört auch, die wichtigsten Stärken und Schwächen der europäischen Filmindustrie zu identifizieren und die Vorlieben des Publikums zu analysieren. Mit einem Wert von über 120 Mrd. Euro ist die europäische Filmindustrie laut der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle die drittgrößte der Welt und damit wichtig für Wirtschaft und Kultur.
Auf dem Papier dominiert Hollywood nach wie vor die globale Filmindustrie. Dort werden die meisten Filme produziert, die zudem noch die meisten größten Zuschauer anziehen und die höchsten Einspielergebnisse erzielen. Doch laut den REBOOT-Forschern sagen diese Zahlen nicht alles aus. Laut Antonios Vlassis von der Universität Lüttich sind finanzielle Erträge zwar wichtig, aber nicht das einzige Maß für Erfolg.
Hollywood nicht kopieren
Filmschaffende in Europa betonen immer wieder, dass andere grundlegende Kriterien - kulturelle Vielfalt, Zusammenarbeit, öffentliche Unterstützung und künstlerische Freiheit - für die Identität und Stärke der europäischen Filmindustrie von zentraler Bedeutung sind. Vlassis warnt indes davor, das Hollywood-Modell zu kopieren, da dies die kulturellen, politischen und sozialen Grundlagen untergraben könnte, die das europäische Kino so einzigartig machen.
Die REBOOT-Forscher beschreiben die europäische Filmindustrie als geopolitischen und kulturellen Gewinn. Sie beleuchte das Leben von Minderheiten, baue grenzüberschreitende Verbindungen auf und präge die internationalen Beziehungen in Europa und darüber hinaus. "Der europäische Film fördert die Identität, das Gefühl einer gemeinsamen Zukunft und die Solidarität zwischen Nationen und Kulturen, insbesondere in politisch schwierigen Zeiten, in denen wir leben", meint Sarikakis.
(Ende)| Aussender: | pressetext.redaktion |
| Ansprechpartner: | Wolfgang Kempkens |
| Tel.: | +43-1-81140-300 |
| E-Mail: | kempkens@pressetext.com |
| Website: | www.pressetext.com |


