pte20251121001 in Forschung

Autoren fühlen sich von KI-Tools stark bedroht

Jeder Zweite fürchtet Arbeitsplatzverlust - Kritik an Training der Sprachmodelle ohne Vergütung


Bücherregal; KI droht Autoren langfristig überflüssig zu machen (Foto: Marisa Sias, pixabay.com)
Bücherregal; KI droht Autoren langfristig überflüssig zu machen (Foto: Marisa Sias, pixabay.com)

Cambridge (pte001/21.11.2025/06:00)

Mehr als die Hälfte der auf dem britischen Markt aktiven Romanautoren glauben, dass sie Künstliche Intelligenz (KI) vollständig ersetzen wird. Das zeigt eine Analyse der University of Cambridge. Die Kommunikationswissenschaftlerin Clementine Collett hatte Anfang des Jahres 258 Romanautoren sowie 74 Brancheninsider - von Lektoren bis hin zu Literaturagenten - befragt, um zu ermitteln, welche Folgen KI in der Welt der britischen Belletristik hat.

Viele haben Einnahmeverluste

Fast zwei Drittel (59 Prozent) der Romanautoren klagten darüber, dass ihre Werke ohne ihre Zustimmung und ohne Bezahlung zum Trainieren großer Sprachmodelle wie ChatGPT von OpenAI verwendet wurden. Über ein Drittel (39 Prozent) sehen ihre Einkünfte bereits durch generative KI beeinträchtigt. Die meisten (85 Prozent) erwarten, dass ihre künftigen Einnahmen durch KI sinken werden.

Laut Collett sind Genre-Autoren am stärksten in Gefahr, von KI verdrängt zu werden. 66 Prozent stufen Liebesromanautoren als "extrem bedroht" ein, dicht gefolgt von Autoren von Thrillern (61 Prozent) und Krimis (60 Prozent). Trotzdem ist die allgemeine Stimmung in der britischen Belletristik nicht KI-feindlich, denn 80 Prozent sehen KI als vorteilhaft für die Gesellschaft. Zudem nutzt ein Drittel der Autoren KI beim Verfassen von Romanen, hauptsächlich für "nicht-kreative" Aufgaben.

Die britischen Kreativen sind der Meinung, dass die Urheberrechte seit dem Aufkommen der generativen KI nicht mehr respektiert oder durchgesetzt werden. Sie fordern daher eine faire Vergütung für die Nutzung ihrer Werke zum KI-Training, sowie Transparenz von den großen Technologieunternehmen und Unterstützung seitens der britischen Regierung, um dies zu erreichen.

Wert des Schreibens untergraben

"Romanautoren sorgen sich, dass generative KI, die mit riesigen Mengen an Belletristik trainiert wurde, den Wert des Schreibens untergräbt und mit menschlichen Romanciers konkurriert", so Collett. Sie sieht darin eine Gefahr, denn "Romane leisten einen größeren Beitrag zur Kultur und zum Leben jedes Einzelnen, als wir uns vorstellen können. Romane sind ein zentraler Bestandteil der Kreativwirtschaft und die Grundlage für unzählige Filme, TV-Sendungen und Videospiele".

Tech-Unternehmen hätten den Markt für Belletristik fest im Visier. Generative KI-Tools wie "Sudowrite" und "Novelcrafter" könnten zum Brainstorming und zur Bearbeitung von Romanen verwendet werden, "Qyx AI Book Creator" oder "Squibler" sogar zum Verfassen ganzer Bücher. Plattformen wie "Spines" nutzten KI, um den Veröffentlichungsprozess vom Cover-Design bis zum Vertrieb zu unterstützen.

"Die brutale Ironie dabei ist, dass die generativen KI-Tools, die Romanautoren arbeitslos machen werden, wahrscheinlich mit Millionen von Raubkopien trainiert wurden, die ohne Zustimmung oder Vergütung der Autoren zusammengetragen wurden", kritisiert Collett abschließend.

(Ende)
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