pte20251119003 in Forschung

Britische Presse steckt in der Vertrauenskrise

BBC-Skandal ist laut Press Recognition Panel nur jüngstes Symptom einer tiefen Problematik


Zeitungsleser: Briten setzen wenig Vertrauen in die Presse (Bild: pixabay.com)
Zeitungsleser: Briten setzen wenig Vertrauen in die Presse (Bild: pixabay.com)

London (pte003/19.11.2025/06:10)

Sieben von zehn Briten glauben, dass Zeitungen regelmäßig falsche Informationen veröffentlichen. Das geht aus einer Umfrage von YouGov im Auftrag des Press Recognition Panel (PRP) hervor. Diese unabhängige Einrichtung soll sicherstellen, dass die Regulierungsbehörden für die britische Presse unabhängig bleiben, über ausreichende Mittel verfügen und in der Lage sind, die Öffentlichkeit zu schützen.

Zeitungen, Funk und Fernsehen

Zahera Harb, Direktorin des Aufbaustudiengangs Journalismus an der City St George's, University of London und Mitglied im PRP-Vorstand, bezieht sich auf den Rücktritt von Tim Davie als Generaldirektor und CEO der "BBC". Das sei nur das jüngste Symptom einer tieferen Krise in den Medien, einer Vertrauenskrise, die sowohl Rundfunk- und Fernsehsender als auch Zeitungen betreffe. Davie trat wegen eines falschen Zusammenschnitts von Zitaten des US-Präsidenten Donald Trump zurück.

"Die Öffentlichkeit nimmt ernsthafte und anhaltende Probleme in der Pressepraxis wahr. Die meisten Briten glauben, dass die Presse Nachrichten und Meinungen vermischt, falsche oder irreführende Berichte veröffentlicht, übertreibt, nur um Aufmerksamkeit zu erregen, und Menschen oder Gruppen nicht fair darstellt", verdeutlicht Harb. Es herrsche auch die Überzeugung, dass Macht und Privilegien das Verhalten der Presse beeinflussen.

Regulierung der Presse gewünscht

Vier von fünf Briten glauben, dass Politiker und Wohlhabende Einfluss ausüben und dass informelle Vereinbarungen für eine wohlwollende Berichterstattung an der Tagesordnung seien. Und 60 Prozent sind davon überzeugt, dass Politiker es oft vermeiden, die Presse herauszufordern, um gute Beziehungen zu ihr zu pflegen. Vier von fünf Befragten haben das Gefühl, dass Beschwerden von Reichen ernst genommen werden, während nur wenige glauben, dass dies auch für normale Bürger gelte.

"Angesichts dieser Aussagen ist es nicht verwunderlich, dass die Umfrage eine starke öffentliche Unterstützung für eine wirklich unabhängige Regulierung der Presse ergab. Vier von fünf Menschen sind der Meinung, dass große Nachrichtenmedien, darunter Zeitungen, Zeitschriften und Online-Verlage, reguliert werden sollten", meint Harb.

Die meisten bevorzugen ihr zufolge ein unabhängiges System, das weder der Kontrolle der Regierung noch der Industrie unterliegt. Die Unterstützung für ein von der Industrie betriebenes Modell der Selbstregulierung der Presse - das derzeit von den meisten nationalen Zeitungen genutzt werde - liege bei nur drei Prozent.

(Ende)
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