Anwender vermenschlichen ihre Smartphones
Geräte bauen laut Stephen Monteiro von der Concordia University intime Verbindungen auf
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Smartphone: Gerät fordert ständig Aufmerksamkeit ein (Foto: Pexels, pixabay.com) |
Montreal (pte004/09.10.2025/06:15)
"Smartphones können eine Bindung zu uns aufbauen, indem sie unsere Anwesenheit erkennen und auf unseren Körper reagieren", meint Stephen Monteiro von der Concordia University. Sucht sei bei den meisten Menschen demnach unvermeidbar.
Aufmerksamkeit gefordert
Ausgestattet mit einer wachsenden Zahl technischer Funktionen, die auf die sensorischen und psychologischen Schwachstellen der Nutzer abzielten, schafften Smartphones beruhigende Bindungen, die die Nutzer dazu bringen, sie immer wieder in die Hand zu nehmen. Die emotionalen Signale, die in diese Objekte und Schnittstellen eingebaut sind, so der Forscher, suggeriert, "dass sie unsere Aufmerksamkeit benötigen, während die Geräte in Wirklichkeit unsere Daten aufsaugen".
"Gesichtserkennung, Geolokalisierung, Touch-Screens, Vibration, akustische Signale sowie Audio- und Bewegungssensoren tragen alle dazu bei, unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Einzeln betrachtet mögen diese Funktionen keine starke emotionale Bindung hervorrufen, aber zusammen machen sie das Smartphone zu einer einzigartig intimen, sensiblen und wissenden Präsenz in unserem Leben", unterstreicht Monteiro.
Gesichtserkennung und Co
Als Beispiel nennt der Experte die Gesichtserkennung. Sie sei praktisch für den schnellen Zugriff, denn das Smartphone leuchte auf und entsperre sich mit einem Blick, wenn es ein bekanntes und vertrautes Gesicht erkenne. "Das schafft eine tiefere Verbindung zwischen Benutzer und Gerät, ähnlich wie die, die wir zu Menschen haben, die wir kennen, wenn wir sie zufällig treffen", so der Kommunikationsexperte.
Einige Geräte hätten zudem eine Handbewegung - eine typische Geste der Freundschaft - umfunktioniert, um so die Kamera auszulösen - eine weitere Maßnahme, die das Gerät zu einem menschenähnlichen Begleiter mache. Geolokalisierung wiederum wandele Netzwerksignale in einen Punkt auf einer Karte um, "und wir sehen diesen Punkt als uns selbst, nicht als unser Telefon - genauso wie wir die Punkte der Telefone unserer Freunde auf der Karte als sie selbst sehen".
Monteiro erinnert an Tamagotchi und andere digitale Haustiere aus den 1990er-Jahren. Diese Spielzeuge seien besonders bedeutsam, wenn es um die heutige psychologische Abhängigkeit von tragbaren Geräten gehe. "Durch ihre piepsenden Rufe nach Aufmerksamkeit trainierte Tamagotchi Millionen von Schulkindern, emotionale Bindungen zu virtuellen Handheld-Begleitern aufzubauen, die Pflege und Zuwendung benötigen. So ähnlich ist es heute bei den Smartphones."
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