pte20250827003 in Leben

Rückfallquote nach Entzug lässt sich senken

Veränderungen im Hirn führen laut University of North Carolina zu erneutem Drogenmissbrauch


Mikroglia-Zelle, die die Rückfallquote beeinflusst (Illustration: Anze Testen, unc.edu)
Mikroglia-Zelle, die die Rückfallquote beeinflusst (Illustration: Anze Testen, unc.edu)

Chapel Hill (pte003/27.08.2025/06:10)

Forscher der University of North Carolina machen einen zellulären Mechanismus im Gehirn von Suchtkranken für deren Rückfälle aus. Anhand eines Nagetiermodells für Kokainkonsum haben sie ermittelt, dass während der Abstinenz nach der Entziehungskur die Immunzellen des Denkorgans, die sogenannten Mikroglia, beginnen, Teile anderer Stützzellen, die als Astrozyten bekannt sind, aktiv zu entfernen. Diese Schädigung verstärkt das Suchtverhalten.

Leichtere Erholung von Sucht

Als die Forscher die Mikroglia daran hinderten, Astrozytenstücke zu entfernen, reduzierte sich die Zahl der Rückfälle. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Immunzellen im Gehirn das Verlangen nach Drogen verstärken können, indem sie Stützstrukturen abbauen, die dazu beitragen, neuronale Schaltkreise im Gleichgewicht zu halten. Durch den Schutz dieser Verbindungen können wir möglicherweise das Rückfallrisiko bei Menschen senken, die sich von einer Sucht erholen", so Expertin Kathryn Reissner.

Astrozyten sind wichtige Zellen, die zur Regulierung des Belohnungssystems des Gehirns beitragen. Frühere Studien hatten gezeigt, dass diese Zellen nach Kokainkonsum schrumpfen, aber die Ursache dafür war bislang unbekannt. Die jetzige Studie ist laut den Wissenschaftlern die erste, die nachweist, dass das Immunsystem des Gehirns dafür verantwortlich ist und dass dieser Prozess direkt zum Rückfallrisiko beiträgt.

Erfolg der Grundlagenforschung

"Suchtbehandlungen haben sich lange Zeit auf Neuronen konzentriert, aber diese Arbeit zeigt, dass die gezielte Beeinflussung des Immunsystems des Gehirns eine völlig neue Front im Kampf gegen Sucht und Rückfälle eröffnen könnte", sagt Anze Testen, der bei Reissner promoviert hat. "Es ist ein vielversprechender Schritt in Richtung Therapien, die die Gesundheit des Gehirns während der Genesung erhalten."

"Dies ist ein spannendes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung verborgene Mechanismen von Krankheiten aufdecken kann. Durch das Verständnis, wie Mikroglia und Astrozyten nach dem Drogenkonsum interagieren, sind wir der Entwicklung gezielter Strategien näher gekommen, die Menschen dabei helfen, drogenfrei zu bleiben", meint Jonathan VanRyzin, der ebenfalls bei Reissner promoviert hat.

(Ende)
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