pte20250807018 in Forschung

KI ist eine Gefahr für Medienhäuser

Zusammenfassungen sorgen für weniger Webseiten-Besucher und geringere Werbeeinnahmen


ChatGPT hat für Medienhäuser auch spürbar negative Folgen (Foto: pixabay.com, Sergei Tokmakov)
ChatGPT hat für Medienhäuser auch spürbar negative Folgen (Foto: pixabay.com, Sergei Tokmakov)

Boston (pte018/07.08.2025/11:30)

Stehen KI-Zusammenfassungen zur Verfügung, klicken die User vorgeschlagene Links nur halb so oft an wie bei traditionellen Suchvorgängen. Das bedeutet für Medienunternehmen einen verheerenden Verlust an Besuchern ihrer Webseiten, bei Werbeeinnahmen und Abo-Konvertierungen. Zu diesem Ergebnis ist ein Forscherteam um John Wisbey von der Northeastern University in einer jüngst veröffentlichten Untersuchung gekommen. Demnach wird sich dieser Trend noch beschleunigen und die Internet-Landschaft verändern.

Abonnenten reichen nicht

Die Dominanz von Tech-Konzernen wie Google und Meta hat Herausgeber bereits dazu gezwungen, sich in Richtung kostenpflichtiger Abonnements umzuorientieren. Wisbey betont, dass aber auch die Abos von der Anzahl der Besucher einer Webseite abhängen. Zahlende Abonnenten reichen zudem nicht aus, um große Medienunternehmen finanziell zu unterstützen.

Mittlerweile können sich Abonnenten bereits über ChatGPT anmelden. Damit entsteht ein ganz neuer Kontaktpunkt mit potenziellen Lesern. Um zu überleben, setzen immer mehr Medienunternehmen auf die Generative Engine Optimization (GEO). Dabei geht es darum, KI-Modelle mit klar beschrifteten Inhalten, gut strukturierten, verständlichen Texten und einer starken Präsenz in sozialen Netzwerken und Foren wie Reddit zu versorgen, die von KI-Unternehmen gecrawlt werden.

KI-Crawler erfassen Texte, Artikel, Bilder und weitere Inhalte, um Antworten zu generieren, ohne die Nutzer an Quellen des Materials weiterzuleiten. Damit gehen Urhebern nicht nur Einnahmen verloren, sondern sie erfahren nicht einmal mehr, ob und wie ihre Inhalte wahrgenommen werden.

Open-AI-Crawler umstritten

Offen bleibt, ob Open-AI-Crawlern erlaubt werden soll, Websites und Content zu durchsuchen. Viele Nachrichtenportale haben bereits den Kampf aufgenommen und blockieren diese Crawlers. Dabei stehen sie allerdings vor einem Dilemma: Das Blockieren schützt zwar den eigenen Content, es verringert aber auch die Kontaktmöglichkeit mit neuen Lesern. Also ist hier bereits wieder ein gegenläufiger Trend zu beobachten.

Laut OtterlyAI entfallen altuell auf Medienunternehmen nur 29 Prozent der von ChatGPT angebotenen Quellen. Bei Unternehmens-Webseiten ist dieser Wert mit 36 Prozent etwas höher. Laut dem Digital News Report 2025 von Reuters nutzen derzeit rund 15 Prozent der User unter 25 Jahren für den Zugang zu Nachrichten eine generative künstliche Intelligenz.

Journalismus unverzichtbar

An irgendeinem Punkt muss jedoch eine Berichterstattung stattfinden. Ohne originären Journalismus hätte auch keine dieser KI-Plattformen Content, der zusammengefasst werden kann. Google arbeitet daher bereits an Kooperationen mit Nachrichtenunternehmen. Laut Wisbey kann dies ein möglicher Weg in die Zukunft sein: "Ich glaube, dass die Plattformen erkennen werden, wie sehr sie die Presse brauchen."

(Ende)
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