Fahrerloser Triebwagen rollt durch Tschechien
Zug hat schon 1700 Kilometer ohne Zwischenfälle mit Fahrgästen an Bord absolviert
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Triebwagen Edita ist autonom mit Fahrgästen unterwegs (Foto: AZD) |
Prag (pte004/07.08.2025/06:15)
Edita heißt der blaue Triebwagen, der als erstes Schienenfahrzeug auf einer ungesicherten oberirdischen Strecke autonom unterwegs ist. Regelmäßig befährt er bereits seit April dieses Jahres zwei einspurige Bahnstrecken im Norden der Tschechischen Republik. Auf rund 56 Kilometern erreicht Edita eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde und befördert Fahrgäste. Der Lokführer sitzt nur pro forma im Führerhaus, um im Notfall einzugreifen.
Stopp bei Hindernissen
Signale oder sonstige Hilfsmittel gibt es auf der Strecke nicht, obwohl sie nicht eingezäunt ist, Tiere können sie passieren, auch Menschen. Und es gibt beschrankte Bahnübergänge, auf denen Fahrzeuge liegenbleiben können, was testweise bereits geschehen ist. Edita erkannte das rechtzeitig und hielt kurz vor dem Hindernis an.
Entwickelt wurde Edita vom Prager Unternehmen AZD, einem Hersteller von Verkehrssteuerungs- und Signalsystemen. Es hat die beiden seit Jahren stillgelegten Schienenwege zwischen den Städtchen Dolni Bousov und Kopidlno sowie Čížkovice und Obrnice gekauft, um sie als Teststrecken für seine autonomen Schienenfahrzeuge zu nutzen.
Notfalls greift Zentrale ein
"Der Zug fährt autonom und ist mit Systemen ausgestattet, mit denen wir seine Traktion, Bremsen und Geschwindigkeit notfalls aus der Zentrale beeinflussen können", sagte Michal Novak, Eisenbahnentwickler bei AZD. "Er verfügt außerdem über ein Gerät, das Objekte erkennt, Hindernisse identifiziert und entsprechend reagiert." Es gibt Kameras, das radarbasierte Abstandsmessgerät LiDAR, ein hochgenaues Satelliten-Navigationssystem, sowie eine digitale Streckenkarte – was beim Halt auf Bahnhöfen extrem wichtig ist.
AZD hat 320 Mio. tschechische Kronen (13 Mio. Euro) in das Projekt investiert. Etwa ein Drittel der Summe waren EU-Mittel. Der Triebwagen hat bisher 1700 Kilometer ohne Zwischenfälle und ohne externes Eingreifen zurückgelegt.
Vor mehr als zwei Jahrzehnten fuhren auch in Aachen und im Raum Salzgitter versuchsweise autonome Züge. Doch beide Projekte schliefen ein. Dabei ist die Entwicklung dringend nötig, um das anfällige Schienenverkehrssystem attraktiv zu halten und noch auszubauen. Lokführermangel sorgt nahezu täglich für Zugausfälle und sogar für die Ausdünnung von Fahrplänen für begrenzte Zeiträume. Edita ist ein Anfang, doch für die praktische Anwendung sind autonome Züge nötig, die weitaus schneller fahren.
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