pte20250807002 in Leben

Höhere Risiken durch Fahrerassistenzsysteme

US-Studie: Elektronische Warnungen können Konzentration der Autolenker stören


Elektronische Warnungen können Gefahren im Verkehr verschärfen (Foto: Angelika Graczyk, pixabay.com)
Elektronische Warnungen können Gefahren im Verkehr verschärfen (Foto: Angelika Graczyk, pixabay.com)

Austin (pte002/07.08.2025/06:05)

Fahrerassistenzsysteme, die gefährliche Situationen entschärfen sollen, erfüllen nur zum Teil die Erwartungen. Manchmal verführen sie Fahrer sogar zu riskantem Verhalten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam unter Leitung von Ashish Agarwal von der Texas McCombs School of Business in einer aktuellen Studie. Agarwal und seine Kollegen konnten positive und negative Folgen belegen. Warnungen vor Gefahren in toten Winkeln und dem Überfahren von Straßenmarkierungen können zwar zu weniger Unfällen führen. Doch die Systeme können auch die Aufmerksamkeit der Fahrer beeinträchtigen, da diese sich zu sehr auf die Warnsignale verlassen.

Daten von fast 200.000 Autos

"Unser Ziel ist es, den Autoherstellern Feedback zu geben", sagt Agarwal. "Wenn sie Assistenzsysteme entwickeln, müssen sie sich bewusst sein, dass diese in einigen Fällen das Verhalten der Fahrer verschlechtern können." Gemeinsam mit Kollegen aus Hongkong und den USA analysierte er Daten eines großen Automobilherstellers, der ungenannt bleiben wollte, für Fahrzeuge von 2018 und 2019, die von Onboard-Sensoren erfasst worden waren. Diese umfassten Fahrten, Geschwindigkeiten und Beschleunigungsraten von 195.743 Kraftfahrzeugen. Ein Teil davon war mit Fahrerassistenzsystemen (Advanced Driving Assistance Systems/ADAS) ausgestattet.

Die Wissenschaftler fokussierten sich auf zwei Gruppen von ADAS-Funktionen, die eine Reaktion des Fahrers erfordern: Totwinkelassistent und Spurhalteassistent/Abstandswarnung. "Wir haben Fahrzeuge mit und ohne Totwinkelerkennung verglichen, um festzustellen, wie sich dies auf das Geschwindigkeits- und Bremsverhalten auswirkt", so Agarwal. Diese Funktion reduzierte die Zahl der Vollbremsungen um 6,76 und die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen um 9,34 Prozent. Beides verringert natürlich die Unfallgefahr.

Abstandswarnung erhöht Gefahr

Anders sieht es bei elektronischen Assistenten aus, die vor dem Verlassen der Fahrspur und zu geringem Abstand zum Vordermann warnen. Diese Funktion führt zu 5,65 Prozent mehr Vollbremsungen und 5,34 Prozent mehr Geschwindigkeitsüberschreitungen, verstärkt also das Unfallrisiko. Die Forscher stellten fest, dass sich beide Effekte mit der Zeit verstärkten, da sich die Fahrer an die Systeme gewöhnten.

Warum aber führen verschiedene Funktionen zu unterschiedlichen Verhaltensweisen? In Übereinstimmung mit einem psychologischen Konzept namens Zwei-Prozess-Theorie glaubt Agarwal, dass sie zwei verschiedene Denkweisen auslösen. Warnungen vor dem Verlassen der Fahrspur und geringem Abstand erfordern vom Fahrer eine sofortige Korrektur. Dies provoziert reaktives Denken, das automatisch und weitgehend unbewusst abläuft.

"Es löst ein Risikokompensationsverhalten aus, das das Lernen behindert und das Verhalten verschlechtert", so Agrarwal. Im Vergleich dazu erfordert die Totwinkelerkennung keine sofortige Reaktion. Sie lässt Zeit für bewusstes Denken, bei dem man sich eine Reaktion überlegt. Auto-Hersteller sollten diese Erkenntnisse bei der Entwicklung der nächsten Generation von ADAS-Funktionen berücksichtigen, rät der Experte abschließend.

(Ende)
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