pte20250708002 in Business

Überstürzter Kohleausstieg gefährdet Klima

Stanford Graduate School of Business und Universität Oslo warnen vor sogenannter Erdgasfalle


Kohlegewinnung im Tagebau: kein Zukunftsmodell (Foto: Archäotechnisches Zentrum Welzow, pixabay.com)
Kohlegewinnung im Tagebau: kein Zukunftsmodell (Foto: Archäotechnisches Zentrum Welzow, pixabay.com)

Stanford/Oslo (pte002/08.07.2025/06:05)

Der überstürzte Ausstieg aus der Kohleverstromung kann dazu führen, dass die Länder, die ein schnelles Ende der Kohle anstreben, im Endeffekt mehr CO2 emittieren als zuvor. Davor warnen Bård Harstad von der Stanford Graduate School of Business und Katinka Holtsmark von der Universität Oslo.

Emissionssenkung kurzfristig

In weiten Teilen der Welt ist Erdgas, das pro Kilowattstunde erzeugten Stroms deutlich weniger CO2 freisetzt, die beste Alternative zur Kohle. Steigen mehr Länder auf Gas um, würden die Emissionen kurzfristig sinken, so die Ökonomen. Wegen der hohen Investitionen in Erdgaskraftwerke bleibe zu wenig Geld übrig, um in erneuerbare Energien zu investieren, fürchten sie. Das werde letztlich zu einem Anstieg der CO2-Emissionen führen - ein Dilemma, das die Autoren als "Gasfalle" bezeichnen.

Harstad hofft, die politischen Entscheidungsträger zu sensibilisieren und ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie diese Falle vermeiden können. "Wir hoffen, dass dieser Artikel eine Warnung ist. Wenn die Länder keinen Weg finden, sich zur Reduzierung oder Regulierung ihrer Erdgasproduktion zu verpflichten, könnte ihr Eifer, aus der Kohle auszusteigen, mehr Schaden als Nutzen bringen", unterstreicht der Wissenschaftler.

Hohe Investitionen notwendig

Fachleuten zufolge muss Kohle durch sauberere, erneuerbare Energiequellen wie Wind, Sonne und Wasserkraft ersetzt werden, um einen verheerenden Anstieg der globalen Temperaturen zu vermeiden. Diese Technologien erfordern jedoch hohe Investitionen und jahrelange Entwicklung, bevor sie vollständig mit Kohle konkurrieren können. Vor allem können Erneuerbare nicht schnell genug auf Stromangebot und -nachfrage regieren. Wetterkapriolen erfordern nach wie vor den Einsatz von fossilen Stromerzeugern, die auch kurzfristige Verbrauchsänderungen ausgleichen können.

Die Autoren glauben, dass Erneuerbare das auf längere Sicht auch können, doch dazu seien hohe Investitionen nötig, insbesondere in Pufferspeicher wie Batterien, Wasserstoff-Produktionsanlagen und Pumpspeicherkraftwerke. Daran fehle es noch. Harstadts Erkenntnissen zufolge steckt der europäische Markt bereits in der Gasfalle. In Asien, wo noch immer neue Kohleminen erschlossen werden, ist dieses Dilemma noch nicht aufgetreten. "Je mehr Länder jedoch daran interessiert sind, ihre Emissionen zu reduzieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch sie in die Gasfalle tappen", warnen die Autoren.

(Ende)
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