pte20250630004 in Forschung

TikTok-Nutzer haben festgefahrene Meinungen

Starke politische Polarisierung schafft laut Forschern der University of Arizona Echokammern


TikTok: sorgt für politische Polarisierung (Bild: iXimus, pixabay.com)
TikTok: sorgt für politische Polarisierung (Bild: iXimus, pixabay.com)

Tucson (pte004/30.06.2025/06:15)

"TikTok-Nutzer neigen dazu, Accounts zu folgen, die ihren eigenen politischen Überzeugungen entsprechen", so Zicheng Cheng von der University of Arizona in einem Beitrag für "The Conversation". Die Folge dieser einseitigen Orientierung von TikTok-Nutzern sei eine stärker einseitige politische Ausrichtung. Die Plattform schaffe bewusst oder eher unbewusst Echokammern für bestimmte Meinungen.

Keine Meinungsvielfalt

Gemeinsam mit Kollegen aus Spanien und den USA hat Cheng die Struktur verschiedener politischer Netzwerke auf TikTok analysiert und festgestellt, dass rechtsgerichtete Communitys weniger von anderen politischen Gruppen und Mainstream-Nachrichtenmedien übernehmen.

Mit Blick auf ihre internen Strukturen seien rechtsgerichtete Communitys enger miteinander verbunden als ihre linksgerichteten Pendants. Sie folgten selten Accounts mit gegensätzlichen Ansichten oder Mainstream-Medien-Accounts. Liberale User hingegen nutzten eher unterschiedliche Accounts, darunter auch solche, denen sie nicht zustimmen.

"Unsere Studie basiert auf einem umfangreichen Datensatz von über 16 Mio. TikTok-Videos aus mehr als 160.000 öffentlichen Accounts zwischen 2019 und 2023. Während der US-Präsidentschaftswahlen 2020 verzeichneten wir einen sprunghaften Anstieg politischer TikTok-Videos. Noch wichtiger ist, dass die Menschen politische Inhalte nicht nur passiv konsumieren, sondern selbst aktiv erstellen", sagt Cheng.

Soziales Belohnungssystem

"Wir haben festgestellt, dass Nutzer mit einer bestimmten politischen Ausrichtung und solche, die mehr Likes und Kommentare zu ihren Videos erhalten, motivierter sind, weiterhin Beiträge zu veröffentlichen. Das zeigt die Macht der Parteizugehörigkeit, aber auch die Macht des sozialen Belohnungssystems von TikTok. Engagement-Signale - Likes, Shares, Kommentare - sind wie Treibstoff, der die Nutzer dazu anregt, noch mehr zu produzieren."

Die Menschen nutzen TikTok nicht nur, um sich zu amüsieren. Eine aktuelle Umfrage des Pew Research Center zeigt, dass fast 40 Prozent der US-Amerikaner unter 30 Jahren regelmäßig Nachrichten auf TikTok konsumieren. "Die Frage ist nun, welche Art von Nachrichten sie sich ansehen und was das für ihr politisches Engagement bedeutet", so Cheng.

Die Inhalte auf TikTok stammen oft von Creators und Influencern. Die Qualität dieser Nachrichteninhalte sei allerdings fraglich. Ohne Zugang zu ausgewogenen, faktenbasierten Informationen könne es für Menschen schwierig sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen.

"TikTok hat ein einzigartiges Format, eine algorithmische Kuratierung und ein unterhaltungsorientiertes Design", schreibt die Medienexpertin und schließt: "Ich glaube, dass seine Funktion als Instrument der politischen Kommunikation einer genaueren Untersuchung bedarf."

(Ende)
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