pte20250624001 in Forschung

ChatGPT unterdrückt das kritische Denken

Test mit 54 Probanden - Vorteile beim Lernen nehmen laut MIT Media Lab mit der Zeit stark ab


Aufzeichnung der Gehirnströme eines Probanden beim Aufsatzschreiben (Foto: Ulrich, pixabay.com)
Aufzeichnung der Gehirnströme eines Probanden beim Aufsatzschreiben (Foto: Ulrich, pixabay.com)

Cambridge (pte001/24.06.2025/06:00)

Große Sprachmodelle wie ChatGPT gewöhnen Menschen das kritische Denken ab. Das haben Neurologen und KI-Spezialisten am MIT Media Lab in einem umfangreichen Test mit 54 Freiwilligen ermittelt. Sie wurden an EEG-Geräte angeschlossen, die die Hirnströme aufzeichnen. Anschließend wurden sie gebeten, 20-minütige Aufsätze zum Thema Philanthropie zu schreiben. 18 sollten dabei als Hilfsmittel ChatGPT nutzen und weitere 18 die Google-Suche. Der Rest sollte sich einfach auf das eigene Gehirn verlassen.

Gehirnaktivitäten variieren

Die EEG-Geräte haben die kognitive Beteiligung und mentale Arbeitsbelastung der Schreibenden erfasst. Die Forscher führten außerdem eine Analyse der natürlichen Sprachverarbeitung durch und befragten die Teilnehmer nach jeder Sitzung. Die Aufsätze wurden sowohl von menschlichen Lehrern als auch von einem KI-Agenten bewertet.

Es zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Konnektivität der Gehirne. Die "Nur-Gehirn-Gruppe" zeigte die stärkste und am weitesten verbreitete Aktivität im Gehirnnetzwerk; die Suchmaschinengruppe ein mittleres Maß an Engagement und die ChatGPT-Gruppe die schwächste Konnektivität im Gehirn.

ChatGPT-Verzicht lohnend

18 der Freiwilligen absolvierten einige Monate später einen weiteren Test. Diejenigen, die ChatGPT verwendet hatten, gingen nun den "Nur-Gehirn-Weg" und umgekehrt. In dieser Sitzung zeigten diejenigen, die ursprünglich ChatGPT verwendet hatten, eine schwächere neuronale Konnektivität, während diejenigen aus der vorherigen "Nur Gehirn-Gruppe" ein besseres Erinnerungsvermögen aufwiesen.

Diejenigen, die das LLM verwendet hatten, identifizierten sich mit ihren Aufsätzen weniger als die Angehörigen der anderen Gruppen. ChatGPT-Nutzer hatten auch Schwierigkeiten, sich kurz nach dem Schreiben an ihre eigenen Aufsätze zu erinnern oder daraus zu zitieren. In allen Messungen - Hirnaktivität, Sprachanalyse und Bewertung der Aufsätze - schnitten die Teilnehmer, die sich auf ChatGPT verlassen hatten, schlechter ab als die Gruppe, die nur ihr Gehirn nutzte.

Große KI-Sprachmodelle hätten anfangs zwar Vorteile, sagen die Forscher. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass die Lernergebnisse mit der Zeit abnehmen und die Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten durch häufige Nutzung beeinträchtigt werde.

(Ende)
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