Social Media: Gehirnwäsche ist weitverbreitet
Rebecca Lemov von der Harvard University sieht diese bei sozialen Medien und KI-Begleit-Bots
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Rebecca Lemov warnt vor der modernen Gehirnwäsche (Foto: Veasey Conway, harvard.edu) |
Cambridge (pte003/20.06.2025/06:10)
Gehirnwäsche, also die quasi gewaltsame Veränderung der Meinung von anderen Menschen, wird meist als Relikt des Kalten Krieges angesehen. Doch Rebecca Lemov von der Harvard University glaubt, dass diese Art der Gedankenbeeinflussung noch weitverbreitet ist. Elemente von Zwang und Überredung sowie Komponenten der Gedanken- und Verhaltenskontrolle würden demnach in Sekten, sozialen Medien, Künstlicher Intelligenz (KI) und sogar in der Kryptokultur eingesetzt.
Entwurzelungsprozess als Start
"Soziale Medien, KI-Begleit-Bots und Kryptowährungen, also die Kultur des Investierens in Kryptowährungen, sind digitale Umgebungen, die eine sehr gezielte Form der emotionalen Verbundenheit beinhalten, die oft mit Zwang verbunden ist", so die Professorin. "Wenn wir in sozialen Medien unterwegs sind, sind wir ständig Nachrichten und Mikroumgebungen ausgesetzt, die dem Prozess der Gehirnwäsche oder Gedankenkontrolle ähneln."
Beide begännen mit einer Art Entwurzelungsprozess oder aufeinanderfolgenden Schocks. "Wenn Sie Doomscrolling betreiben, sind Sie aufeinanderfolgenden Schocks ausgesetzt, und es kommt zu einer Desorientierung, weil wir uns von diesen algorithmisch gezielten Informationen, denen wir uns freiwillig aussetzen, überwältigt fühlen, aber anscheinend nicht aufhören können", sagt sie. Zudem gebe es die Milieukontrolle, weil User nur kontrollierte News aus bestimmten Quellen erhielten.
Genau auf Nutzer zugeschnitten
Besonders besorgniserregend ist laut der Wissenschaftlerin, dass diese neuen Technologien genau auf die Nutzer zugeschnitten sind. Beispielsweise könnten KI-Chatbot-Begleiter deren psychologische Veranlagung aus dem Internet oder aus Informationen ableiten, die "wir alle" online preisgeben.
"Wir glauben, dass man bei der Gehirnwäsche gezwungen wird, etwas zu glauben, oder dass sie auf der Ebene der Kognition oder der Ideen wirkt. Aber sie wirkt eher auf der Ebene der Emotionen. Diese Art der Ansprache der emotionalen Ebene ist das, was wir oft nicht sehen - die Art und Weise, wie sie ungelöste Traumata ausnutzen, also unverarbeitete, extreme Emotionen", unterstreicht Lemov.
Intelligenz sei kein Schutz vor Gehirnwäsche. "Wir sollten nicht denken, dass nur bestimmte Menschen anfälliger für Gehirnwäsche sind. Man mag sich für zu weltgewandt halten, aber da Gehirnwäsche auf der emotionalen Ebene stattfindet, gibt es keinen Schutz davor", sagt sie abschließend.
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