Ökonomen kritisieren Industriepolitik der EU
Allein Fokus auf Wachstum als falscher Weg zu Dekarbonisierung und strategischer Autonomie
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Jagd nach Wachstum: aus Sicht von Ökonomen der falsche Weg (Bild: Moondance, pixabay.com) |
Barcelona (pte002/12.06.2025/06:05)
Hart kritisieren Forscher vom Institut für Umweltwissenschaften und Technologie der Universitat Autònoma de Barcelona die Industriepolitik der EU. Die Strategie, die sich auf die Widerstandsfähigkeit des Binnenmarkts, strategische Autonomie und wettbewerbsorientierte Nachhaltigkeit konzentriere, sei voller Widersprüche, die genau die Krisen verschärfen könnte, die sie eigentlich bewältigen soll.
Widerstandsfähige Industrie
Widerstandsfähig könne Europas Industrie nur durch Stärkung grundlegender Sektoren wie Gesundheitswesen, Wohnungsbau, Seniorenbetreuung und öffentlicher Verkehr werden, in denen fast 40 Prozent der europäischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Eine solche Resilienz sei ohne eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen, bessere Arbeitsbedingungen und eine berufliche Bildung, die auf die sozialen Bedürfnisse abgestimmt ist, unerreichbar.
Die Forscher fordern Maßnahmen, die zu einer erheblichen Verringerung des Material- und Energiebedarfs führen. Die Industriepolitik sei dagegen auf völlig andere Ziele ausgerichtet. Der Critical Raw Materials Act, das Gesetz über kritische Rohstoffe, beispielsweise, der die Versorgung mit diesen Materialien sichern soll, fördere die Ausweitung der Rohstoffgewinnung, was geopolitische Spannungen verschärfen und Konflikte innerhalb Europas über den Rohstoffabbau schüren könnte.
Exnovationen nicht beachtet
Darüber hinaus kritisiert die Studie den aktuellen Ansatz für die Energiewende, der stark auf marktbasierte Anreize wie Subventionen, Garantien und Deregulierung setze. "Dieses Modell fördert zwar Innovationen, lässt jedoch Exnovationen - die gezielte Abschaffung nicht nachhaltiger Technologien und Infrastrukturen - außer Acht und gefährdet damit die Erreichung der Klimaziele", heißt es in der Untersuchung der Wissenschaftler.
"Derzeit fehlen der EU wirksame Mechanismen, um CO2-intensive Sektoren stillzulegen, privates Kapital wieder an öffentlichen Prioritäten auszurichten und die Produktion auf das soziale Wohlergehen auszurichten. Effizienz allein reicht in wachstumsorientierten Volkswirtschaften nicht aus. Auf technologische Fortschritte folgt oft steigende Produktion. Wenn Europa es mit der Dekarbonisierung und strategischen Autonomie ernst meint, muss es nicht essenzielle, ressourcenintensive Sektoren jedoch direkt verkleinern. Die aktuelle Industriepolitik der EU geht darauf nicht ein", sagt Ökonom Jason Hickel.
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