US-Lokalzeitungen kämpfen ums Überleben
Studie identifiziert fünf Kernursachen für massiven Rückgang in den letzten 20 Jahren
![]() |
Lokalzeitungen: Ihr Verschwinden schadet der Gesellschaft (Foto: pixabay.com, congerdesign) |
Madison (pte011/30.05.2025/11:30)
Über ein Drittel der Lokalzeitungen in den USA sind seit 2005 verschwunden. So entstehen "News Deserts" - also Nachrichtenwüsten, in denen sich Korruption eher verbreitet und Menschen vor Ort politisch polarisiert werden können. Die Medienforscherin Abby Youran Qin von der University of Wisconsin-Madison hat die Faktoren hinter diesem Rückgang der lokalen Medien im Zeitraum von 2004 bis 2018 in einer Studie untersucht. Die Forschungsergebnisse wurden vor Kurzem in "Journalism & Mass Communication Quaterly" veröffentlicht.
Zeitungen folgen dem Geld
Die Studie identifiziert fünf Schlüsselfaktoren, die bestimmen, welche Städte ihre Zeitungen verlieren und welche diesem Schicksal trotzen können. Sie reichen von rassenspezifischen Ungleichheiten bis hin zu Kräften des Marktes.
Erstens folgen Zeitungen dem Geld und nicht den Bedürfnissen der Menschen. Sie sind dort erfolgreich, wo auch die finanziellen Ressourcen am größten sind. Qin bilanziert, dass reiche weiße Vororte deshalb ihre Zeitungen behalten, während ärmere Gemeinden diese eher verlieren. Kommt es dort zu Problemen mit der Polizei, werden Lokaljournalisten aber am meisten gebraucht. Hier verschwinden die Zeitungen allerdings auch wegen Problemen mit Korruption zuerst und es gibt weniger zahlungskräftigen Werbekunden. Außerdem können sich nur wenige Menschen ein Zeitungsabo leisten.
Diverse Communities benachteiligt
Zweitens reagieren Zeitungen nicht adäquat auf eine diverse lokale Bevölkerung. Weiße Reporter werden meist nur dann in eine von Schwarzen bewohnte Gegend geschickt, wenn es zu einem Schusswechsel oder Gebäudebränden gekommen ist. Aus Mangel an Interviewpartnern werden immer wieder die gleichen Personen zitiert und die Journalisten verschwinden wieder. Dieser so genannte "Fallschirmjournalismus" führt zu einer oberflächlichen Berichterstattung, die Betroffene in einem negativen Licht darstellt.
Drittens haben Gemeinden mit einem größeren Bevölkerungswachstum bei Lokalzeitungen einen stärkeren Rückgang erlebt. Laut Qin ist dabei entscheidend, welche Menschen in eine Region ziehen. Wachstum durch höhere Geburtszahlen, wie es in weniger entwickelten Regionen mit mehr ethnischen Minderheiten der Fall ist, führt nicht zu mehr Umsatz.
Konkurrenz hat Vorteile
Viertens zeigt sich, dass die Konkurrenz zwischen den Zeitungen tatsächlich gut fürs Geschäft ist. Benachbarte Zeitungen arbeiten häufig zusammen, teilen Kosten und sind für Werbekunden attraktiv, die eine ganze Region erreichen wollen. Das geht teilweise auf Kosten der lokalen Identität. Eine Zeitung ist jedoch besser als keine, wie Qin betont.
Fünftens schließlich gibt es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der politischen Orientierung einer Region und dem Erhalt von Zeitungen. Dass Großstädte wie Chicago ihre Medienlandschaft behalten, liegt an der Bevölkerungsdichte und den Werbetreibenden. Zeitungen in konservativen ländlichen Gegenden überleben vor allem durch enge Beziehungen mit ihrer lesenden Kundschaft.
(Ende)Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Moritz Bergmann |
Tel.: | +43-1-81140-300 |
E-Mail: | bergmann@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |