Ratingagenturen können CEOs disziplinieren
Insbesondere werden laut Studie der Bangor University risikoreiche Übernahmen verhindert
![]() |
Finanzdozentin Shee-Yee Khoo: sieht Doppelfunktion von Ratingagenturen (Foto: bangor.ac.uk) |
Bangor/Edinburgh (pte005/14.05.2025/06:15)
Ratingagenturen können durch die Einstufung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen das Führungsverhalten von Vorständen und Geschäftsführern beeinflussen. Insbesondere die Selbstüberschätzung von Managern lässt sich eindämmen. Das zeigt eine Untersuchung der Bangor University. Danach hat die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens einen enormen Einfluss auf das Verhalten seines CEO - vor allem bei Fusionen und Übernahmen.
Herabstufung der Bonität
Die Erkenntnisse basieren auf Daten von 916 Unternehmen in den USA, die zwischen 2006 und 2019 von der Ratingagentur S&P (ehemals Standard & Poor's) bewertet wurden. "Unsere Untersuchung zeigt, dass selbst übermäßig selbstbewusste Geschäftsführer eher zweimal überlegen, bevor sie riskante Übernahmen tätigen, wenn Unternehmen eine Herabstufung ihrer Bonität riskieren", so Shee-Yee Khoo, Dozentin für Finanzwesen an der Bangor Business School.
Kreditratings spiegelten nicht nur die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens wider, sondern könnten auch strategische Entscheidungen beeinflussen, indem sie übermäßige Risikobereitschaft eindämmen. "Angesichts des potenziellen Verlusts des Zugangs zu kostengünstigen Krediten werden selbst die selbstbewusstesten Geschäftsführer vorsichtiger, was zeigt, dass Ratingagenturen das Verhalten von Unternehmen über Finanzkennzahlen hinaus wirksam verändern können", so Khoo.
Akquisitionsbereitschaft sinkt
Laut den Experten weiten übermäßig selbstbewusste Geschäftsführer ihre Akquisitionstätigkeit stärker aus als ihre rational denkenden Kollegen, wenn die Bonität ihres Unternehmens von einem niedrigeren Niveau steigt und die Kreditkosten sinken. Umgekehrt werden übermäßig selbstbewusste Manager vorsichtiger als ihre rationalen Kollegen, wenn ihr Unternehmen eine hohe Bonität hat, die herabgestuft werden könnte, da sie den Verlust des Zugangs zu günstigen Krediten befürchten.
Konkret sank bei Unternehmen, die von übermäßig selbstbewussten Führungskräften geleitet wurden und denen eine Herabstufung ihrer Bonität von "Investment Grade" (relativ geringes Ausfallrisiko) "Speculative Grade" (höheres Ausfallrisiko) drohte, die Wahrscheinlichkeit von Akquisitionen um 15,7 Prozentpunkte im Vergleich zu ihren rational handelnden Kollegen.
"Übermäßiges Selbstvertrauen der Führung ist ein zweischneidiges Schwert", so Patrycja Klusak, Expertin für Ratingagenturen der Edinburgh Business School der Heriot-Watt University. "Einerseits können mutige Entscheidungen von Führungskräften zu visionären Strategien führen und Innovationen vorantreiben. Andererseits führt unkontrolliertes Selbstvertrauen oft zu Fehlentscheidungen, Fehlinvestitionen und langfristiger Wertevernichtung."
(Ende)Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Wolfgang Kempkens |
Tel.: | +43-1-81140-300 |
E-Mail: | kempkens@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |