pte20211104021 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Psychiatrie: Fixierungen bei Älteren häufiger

226.119 Krankenunterlagen stationärer Patienten ausgewertet - Auch positive Entwicklungen


Hand: Ältere in Psychiatrien öfter fixiert (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Hand: Ältere in Psychiatrien öfter fixiert (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Waterloo (pte021/04.11.2021/10:30)

Restriktive Maßnahmen wie Medikamente zur akuten Kontrolle und Fixierungen werden in Situationen ohne Notfall bei älteren Psychiatriepatienten häufiger eingesetzt als bei jüngeren. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der University of Waterloo https://uwaterloo.ca gekommen. Die Forscher fanden in den Jahren 2005 bis 2018 in Ontario ein klares Muster des häufigeren Einsatzes dieser Kontrollmaßnahmen bei älteren Patienten in psychiatrischen Kliniken. Laut dem Seniorautor John Hirdes waren die ältesten Patientinnen und Patienten von diesen Maßnahmen am stärksten betroffen. Für die Studie wurden 226.119 Krankenunterlagen stationärer Patienten ausgewertet. Dafür wurden Daten von dem interRAI Mental Health Bewertungsinstrument genutzt. Dabei handelt es sich um eine umfassende standardisierte Bewertung, die im Umfeld der Psychiatrie routinemäßig eingesetzt wird. 

Der Anteil der Betroffenen der ältesten Altersgruppe über 85 Jahren war 1,6 Mal so hoch wie bei den 45 bis 64 Jahre alten Patienten. Die Prozentsätze lagen bei 13,3 im Vergleich zu 8,3 Prozent. Ein höherer Anteil stand auch mit der Überweisung aus einer Pflegeeinrichtung, männlichen Patienten, einer körperlichen Behinderung und psychiatrischen Symptomen in Zusammenhang. Ein wichtiger positiver Trend sei jedoch laut den Wissenschaftlern, dass sich der Einsatz von Fixierungsmaßnahmen nach der Einführung einer Initiative zur Qualitätsverbesserung 2011 verringert hat. 

„Der Einsatz von Kontrollinterventionen steht mit zahlreichen negativen körperlichen Ergebnissen in Verbindung. Das gilt vor allem für ältere Menschen, die körperlich besonders verletzlich sind," betont Hirdes. Bevor diese Maßnahmen ergriffen werden, sollten personenzentrierte und nichtpharmakologische Bewältigungsstrategien zur Unterstützung älterer Patienten mit einer Funktionsbeeinträchtigung, aggressivem Verhalten, kognitiver Beeinträchtigung und Delirium ergriffen werden. Laut dem Experten lag in Pflegeheimen der Prozentsatz der Kontrollmaßnahmen in der Vergangenheit bei bis zu 64 Prozent. Heute liege der Prozentsatz in kanadischen Einrichtungen bei unter 5 Prozent. Die Forschungsergebnisse wurden in „Frontiers in Psychiatry" veröffentlicht. 

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