pte20200127001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Lungenmikrobiom sagt Therapieerfolg voraus

Darmbakterien verringern stark die Chancen für ein positives Outcome auf der Intensivstation


Lungenbakterien: Auswirkungen auf kritisch Kranke (Foto: Michigan Medicine)
Lungenbakterien: Auswirkungen auf kritisch Kranke (Foto: Michigan Medicine)

Ann Arbor (pte001/27.01.2020/06:00) Veränderungen des Lungenmikrobioms können laut einer Studie der University of Michigan http://umich.edu helfen, vorherzusagen, wie gut schwer kranke Patienten auf eine Behandlung ansprechen werden. Patienten mit höheren Werten von Lungenbakterien einen Tag nach der Einweisung auf die Intensivstation hatten weniger beatmungsfreie Tage. Diese Auswirkung konnte nicht durch die Schwere der Erkrankung oder eine Lungenentzündung erklärt werden.

Enterobacteriaceae spp

Die Art der nachgewiesenen Bakterien sagte auch den Behandlungserfolg auf der Intensivstation voraus. Mit Lachnospiraceae und Enterobacteriaceae spp waren zwei Bakterien, die normalerweise im Darm vorkommen, häufig im Lungenmikrom von Patienten nachweisbar, die ein schlechteres Outcome hatten. Enterobacteriaceae spp stand auch mit dem akuten Atemnotsyndrom in Verbindung, einer lebensbedrohlichen Erkrankung, bei der es zu einer akuten Entzündung der Lunge kommt.

Frühere Studien des Forscher-Teams hatten ergeben, dass die Immunfunktion von Patienten mit akutem Atemnotsyndrom sehr unterschiedlich ist und dass die Verlagerung von Darmbakterien in die Lunge eine Rolle beim Entstehen der Krankheit spielen könnte. In einer weiteren älteren Studie hatten die Forscher nachgewiesen, dass das Lungenmikrobiom von Patienten mit idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) ebenfalls die klinischen Ergebnisse vorhersagen kann.

Störung klinisch bedeutend

Laut Forschungsleiter Robert Dickson war bereits bekannt, dass sich das Lungenmikrobiom bei kritisch kranken Patienten verändert und diese Störung mit einer veränderten Lungenimmunität in Verbindung steht. Die aktuelle Studie belege, dass diese Störung klinisch von Bedeutung sei. "Bei ansonsten vergleichbaren Patienten helfen die Unterschiede der Lungenbakterien zu erklären, wer sich eben erholt und wer nicht", so Dickson.

An der Studie nahmen 91 kritisch kranke Patienten teil. Die Forscher berücksichtigten die Schwere der Erkrankung und ob der Patient an einer Lungenentzündung litt, die die Anzahl der Bakterien im Lungenmikrobiom erhöhen würde. Demzufolge blieb der Zusammenhang zwischen beatmungsfreien Tagen, der Bakterienlast und dem Nachweis von Darm-assoziierten Bakterien im Lungenmikrobiom bestehen. Das Lungenmikrobiom könnte letztlich ein neues Ziel zur Prävention und Behandlung kritischer Erkrankungen sein.

Zu den Einschränkungen der Studie gehört, dass die Forscher nicht kontrollieren konnten, welche Medikamente, wie etwa Antibiotika, die Patienten vor dem Aufenthalt auf der Intensivstation genommen hatten. Auch nicht nachweisbar war, ob die mit dem Darm assoziierten Bakterien in den Lungen mancher Patienten aus dem unteren Magen-Darm-Trakt stammten oder ob sie aufgrund einer Aspiration dorthin gelang waren. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher herausfinden, ob eine Veränderung der Lungenbakterien einen Einfluss auf den Therapieerfolg hat. Details wurden im "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" publiziert.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|