pte20190325013 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Krebsmittel am Lebensende bringen nichts

Wissenschaftliche Erhebung aus Schweden: Nebenwirkungen steht kaum Nutzen gegenüber


Tabletten: Schaden oft größer als der Nutzen (Foto: pixelio.de, Harry Hautumm)
Tabletten: Schaden oft größer als der Nutzen (Foto: pixelio.de, Harry Hautumm)

Stockholm (pte013/25.03.2019/10:30) Vorbeugende Medikamente werden laut einer Studie des Karolinska Institutet http://ki.se/en häufig älteren Krebspatienten während des letzten Jahres ihres Lebens verschrieben, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie Vorteile bringen. Diese Mittel werden unter anderem zur Blutdruck- oder Cholesterin-Senkung oder der Knochengesundheit eingesetzt. Die in "Cancer" veröffentlichten Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit hin, die Belastung mit Mitteln mit nur eingeschränkten klinischen Vorteilen am Ende des Lebens zu reduzieren.

Eingeschränkte Vorteile

Zahlreiche Ältere nehmen mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Damit erhöht sich auch das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen. Bei älteren Krebspatienten nimmt der Vorteil jedes weiteren Medikaments schrittweise ab. Gleichzeitig erhöht sich das Risiko eines Schadens, wenn die Krankheit fortschreitet und sich die Prognose verschlechtert.

Die Vorteile dürften vor allem bei vorbeugenden Medikamenten eingeschränkt sein, da es häufig Jahre dauert, bis sie ihre Wirkung wirklich entfalten. Bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist der Nutzen solcher Medikamente oder deren fortgesetzter Einsatz fraglich, da die verbleibende Lebenserwartung zu kurz sei könnte.

Es stehen nur eingeschränkte Informationen über das Ausmaß zur Verfügung, in dem derartige Medikamente Patienten mit fortgeschrittenem Krebs vor ihrem Tod verschrieben werden. Das Team um Lucas Morin hat die Daten von älteren Krebspatienten untersucht, die zwischen 2007 und 2013 in Schweden gestorben waren. Zusätzlich wurden die direkten Kosten derartiger vorbeugender Medikamente geschätzt.

Hohe Kosten, kaum Nutzen

Bei den 151.201 Patienten erhöhte sich die durchschnittliche Zahl der Medikamente im letzten Jahr ihres Lebens von 6,9 auf 10,1. Der Anteil der Personen, die zehn oder mehr Medikamente einnahmen, steigert sich von 26 auf 52 Prozent. Vorbeugende Mittel wie Blutdrucksenker, Thrombozytenaggregationshemmer, gerinnungshemmende Mittel, Statine und orale Antidiabetika wurden häufig bis zum letzten Monat des Lebens weiter verabreicht.

Die durchschnittlichen Medikamentenkosten während des letzten Lebensjahres beliefen sich pro Person durchschnittlich auf 1.482 Dollar, rund 1.300 Euro. Darin enthalten waren 213 Dollar für vorbeugende Medikamente. Auf diese entfiel rund ein Fünftel der Gesamtkosten der verschriebenen Medikamente. Dieser Anteil nahm mit dem nahenden Tod nur geringfügig ab. Die Kosten für vorbeugende Medikamente waren bei älteren Erwachsenen besonders hoch, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs oder gynäkologischen Krebserkrankungen starben.

Einsatz kritisch hinterfragen

Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Verringerung des Einsatzes derartiger Medikamente sowohl nicht notwendige Nebenwirkungen verringern als auch die finanzielle Belastung der Patienten. Laut Moran ist der Einsatz dieser Medikamente bei der Allgemeinbevölkerung in den meisten Fällen pharmakologisch und klinisch angemessen. Ihr Einsatz sollte jedoch im Kontext einer eingeschränkten Lebenserwartung sowie mit palliativen Zielen der Pflege kritisch hinterfragt werden.

Die Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass sie bei älteren Erwachsenen mit einer schlechten Prognose genauso wahrscheinlich im letzten Monat des Lebens verschrieben wurden, wie bei Patienten mit weniger aggressiven Erkrankungen. Von einer schlechten Prognose betroffen waren Patienten mit einer Krebserkrankung von Gehirn, Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse. Hier gebe es Spielraum für eine Verringerung der Verschreibungen.

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