pte20190220001 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Sommersprossen: China stellt sich vor Zara

Umstrittene Werbung mit Model schlägt hohe Wellen und bringt Modelabel viel Aufmerksamkeit


Li Jingwen: Sommersprossen spalten Chinas User (Foto: zara.com)
Li Jingwen: Sommersprossen spalten Chinas User (Foto: zara.com)

Peking (pte001/20.02.2019/06:00) Das Modelabel Zara http://zara.com sieht sich im chinesischen Web aufgrund einer aktuellen Werbekampagne mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Stein des Anstoßes: Das Model Li Jingwen ist mit erkennbaren Sommersprossen abgebildet - für manche ein Affront. Erzürnte User meinen unter anderem, dass Zara damit "die Chinesen herabwürdigen" wolle und Rassismus begünstige. Die Volksrepublik China sieht das offenbar anders. Staatsnahe Medien betonen, dass die Mehrheit der Chinesen die Kampagne begrüßen und richten den Kritikern aus: "Bitte nicht so empfindlich!"

Hässliche Sommersprossen

Die am vergangenen Freitag gestartete Zara-Kampagne für eine Kosmetiklinie zeigt das Model Jingwen ironischerweise relativ ungeschminkt. Daher sind die Sommersprossen der jungen Frau klar erkennbar. Doch eben diese entsprechen so gar nicht dem landläufigen chinesischen Schönheitsideal, weshalb Kritiker auf dem chinesischen Twitter-Pendant Sina Weibo auf die Barrikaden gehen. Das spanische Unternehmen "verhässliche" damit Chinesinnen, so ein Vorwurf. "Nicht zu fassen, dass Zara ausgerechnet ein Gesicht, das mit Sommersprossen übersät ist, als Gesicht der asiatischen Frau präsentiert", echauffiert sich ein anderer User.

"Solche Bilder mit einem asiatischen Model mit Sommersprossen und einem ausdruckslosen tortenförmigen Gesicht kann die Eindrücke der Weststaatler von Asiatinnen verfälschen und Rassismus gegen Asiatinnen auslösen", zitiert die "Global Times" einen Nutzer. Spätestens da wird endgültig klar, warum die Zara-Kritiker ihrerseits massiv Kritik ernten. Denn das Gesicht des Models hat da eindeutig der Poster als hässlich hingestellt und nicht das Modelabel. Dementsprechend verteidigen andere Nutzer die Zara-Kampagne. "Es ist doch völlig OK, Sommersprossen zu haben, warum nicht auch bei Models?", so ein Kommentar.

Mehr Selbstbewusstsein, Chinesen!

Auch die Volksrepublik China vermittelt den Eindruck, dass sie eher über die Kritiker als die Werbung entsetzt ist. Staatsnahe Medien wie die Zeitung "China Daily" und selbst die deutschsprachige Seite des "China Internet Information Center" http://german.china.org.cn berichten, dass Zara nach eigenen Angaben das Model in den Aufnahmen naturbelassen und ohne Nachbearbeitungs-Tricks gezeigt habe. Zudem geben sie an, dass die Mehrheit der chinesischen Nutzer keine böse Absicht hinter der Kampagne wittere.

Zwar äußern die staatsnahen Medien Verständnis dafür, dass Kritiker das Ansehen der Nation schützen wollten, betonen aber: "Ihre Haltung offenbart jedoch eine übergroße Empfindlichkeit und einen Mangel an kulturellem Selbstbewusstsein." Zudem schneiden die Artikel an, dass die Kommentare der Kritiker letztlich verletzend für das Model sein könnten - eine junge Frau, die eigentlich erfolgreich in ihrem Job ist. Für #Zara dürfte die Kampagne jedenfalls viel Aufmerksamkeit in China bedeuten: Der Hashtag wurde laut staatlichen Quellen bis Sonntagabend auf Sina Weibo über 460 Mio. Mal angeklickt.

(Ende)
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