pte20180910008 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schwindel: Neuer Test für bessere Diagnose

Knochenleitung entlastet Patienten deutlich und reduziert Kosten für das Gesundheitssystem


Neues Testgerät ist deutlich kleiner und leiser (Foto: Johan Bodell/Chalmers.se)
Neues Testgerät ist deutlich kleiner und leiser (Foto: Johan Bodell/Chalmers.se)

Göteborg (pte008/10.09.2018/10:30) Forscher der Chalmers University of Technology http://chalmers.se/en haben ein neues Testgerät entwickelt, das Schwindel besser als je zuvor diagnostiziert. Es soll mit dem Verfahren der Knochenleitung deutliche Fortschritte bringen. Denn: Mehr als die Hälfte der Menschen über 65 leiden unter Schwindelgefühlen und haben Probleme mit dem Gleichgewicht. Manche der bisherigen Tests zur Feststellung der Ursachen derartiger Probleme sind jedoch schmerzhaft. Zusätzlich besteht das Risiko einer Schädigung des Gehörs.

Smartes Vibrationsgerät

Hören und Gleichgewicht haben etwas gemeinsam. Bei Patienten mit Schwindel wird diese Beziehung eingesetzt, um bei Gleichgewichtsproblemen eine Diagnose zu erstellen. Normalerweise muss eine sogenannte VEMP-Messung durchgeführt werden. Bei diesem Test werden laute Töne eingesetzt, um eine Muskelkontraktion in den Muskeln des Nackens und des Auges hervorzurufen. Sie werden durch das vestibuläre System ausgelöst, das für das Gleichgewicht verantwortlich ist. Für die aktuelle Studie haben die Forscher über die Knochen übertragene Töne eingesetzt, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Laut Forschungsleiter Bo Håkansson ist es gelungen, eine neue Art von Vibrationsgerät zu entwickeln, das während des Tests hinter dem Ohr der Patienten angebracht wird. Dieses Gerät ist klein und kompakt. Es ist dahingehend optimiert, dass es einen ausreichenden Schallpegel für die Auslösung des Reflexes sogar bei so geringen Frequenzen wie 250 Hertz ermöglicht. Bisher stand kein derartiges Gerät zur Verfügung, das direkt für diese Art von Test entwickelt wurde.

Bei der Knochenleitung werden Schallwellen über den Schädel in Vibrationen umgewandelt. Dabei wird die Cochlea im Inneren des Ohres auf die gleiche Art und Weise wie auch bei einer normalen Übertragung von Schallwellen durch Gehörgang, Trommelfell und Mittelohr stimuliert. Håkansson verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung in diesem Bereich. Der Forscher hat bereits auf dieser Technologie aufbauende Hörgeräte entwickelt.

Deutlich leiser statt laut

Mehr als die Hälfte der Menschen über 65 Jahren leiden an Schwindel. Die Ursachen können jedoch aus verschiedenen Gründen nur schwer diagnostizierbar sein. Bei 50 Prozent dieser Fälle sind die Schwindelgefühle auf Probleme des vestibulären Systems zurückzuführen. Die heutigen VEMP-Verfahren haben laut den Forschern erhebliche Defizite und können zu Hörverlust und Beschwerden bei den Patienten führen.

Zum Beispiel werden beim VEMP-Test sehr hohe Schallpegel eingesetzt, die tatsächlich selbst zu einer permanenten Schädigung des Gehörs führen können. Leidet ein Patient bereits unter bestimmten Arten von Gehörverlust, kann es auch dazu kommen, dass keine ausreichenden Schlussfolgerungen aus dem Test gezogen werden können.

Das neue Verfahren soll deutliche Fortschritte bringen. Laut Forscher Karl-Johan Fredén Jansson können aufgrund des Einsatzes der Knochenleitung die Schallpegel, denen die Patienten ausgesetzt sind, minimiert werden. "Der frühere Test war wie ein Maschinengewehr, dass neben dem Gehör abgefeuert wird. Mit dem neuen Verfahren wird der Test entscheidend angenehmer." Das neue Gerät produziert einen maximalen Schallpegel von 75 Dezibel. Damit kann die Belastung der Patienten um 40 Dezibel und damit entscheidend verringert werden.

Zu den Vorteilen des Verfahrens gehören auch sicherere Tests für Kinder. Bei Patienten mit einer eingeschränkten Hörfunktion aufgrund von chronischen Ohrentzündungen oder angeborenen Fehlbildungen des Gehörgangs und des Mittelohrs kann jetzt die Ursache ihrer Schwindelgefühle auch diagnostiziert werden. Das neue Gerät ist mit Standardgeräten für Gleichgewichtstests kompatibel.

Damit wird der Einsatz laut den Forschern deutlich erleichtert. Die Kosten sollen ebenfalls laut Schätzungen geringer sein als bei den derzeit eingesetzten. Eine Pilotstudie wurde bereits durchgeführt und kürzlich publiziert. In einem nächsten Schritt soll eine umfangreichere Studie mit Patienten und einer gesunden Kontrollgruppe durchgeführt werden. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden in "Medical Devices: Evidence and Research" veröffentlicht.

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