pte20170705023 Politik/Recht, Technologie/Digitalisierung

Messenger "Cryptnote": Gülen-Anhänger verhaftet

Türkische Justiz nimmt drei Personen wegen Verschlüsselung ins Visier


Handy in der Hand: Türkei mag Cryptnote nicht (Foto: Peter Freitag, pixelio.de)
Handy in der Hand: Türkei mag Cryptnote nicht (Foto: Peter Freitag, pixelio.de)

Ankara (pte023/05.07.2017/13:52) Drei angebliche Mitglieder der Gülen-Bewegung sollen versucht haben, verschlüsselte Kommunikationswege über den Messenger "Cryptnote" für die Organisation zu etablieren. Nun kam es zur Verhaftung auf Basis der Aussage eines ehemaligen Polizisten, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. In einem Versuch, die in der Türkei als Terrorgruppe bezichtigte Anhängerschaft umzubauen, sollte Cryptnote den Vorgänger "ByLock" ersetzen.

In Deutschland unmöglich

"Aus Fahndersicht kann man sich durchaus verdächtig machen, wenn man seine Telefonie oder seinen Nachrichtenversand verschlüsselt. Wer nichts zu verbergen habe, würde nicht verschlüsseln, können Ermittlungsbehörden vertreten", erklärt Datenschutz-Experte und Rechtsanwalt Philipp Kramer von der Hamburger Datenschutzgesellschaft http://hamdg.de im Gespräch mit pressetext.

Um Kriminalität einzudämmen, fordern Innenminister immer wieder Verschlüsselungsverbote gegenüber staatlichen Einrichtungen. "In Deutschland darf man jedoch gegenwärtig all seine Daten verschlüsseln. Faktisch lässt sich ein Verschlüsselungsverbot zudem nur mit einer flächendeckenden staatlichen Kontrolle durchsetzen, die eine vollständige Überwachung beinhaltet und damit an verfassungsrechtliche Grenzen stößt", verdeutlicht Kramer. Verschlüsselungsverbote würden eine große Gefahr für die Privatsphäre darstellen und ein entsprechend negatives Licht auf die Situation in der Türkei werfen.

Neustrukturierung der Organisation

Laut Anadolu sollen die Gülen-Anhänger Cryptnote als "viel zuverlässiger" gegenüber dem Vorgänger ByLock bezeichnet haben. Die türkische Polizei bezichtigt die drei Mitglieder, das Netzwerk Gülens stärken zu wollen. Dafür würden sie das chiffrierte Programm auf die Geräte der Anhänger laden, die aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurden. Die drei hätten wiederholt die Familien von Gülen-Anhängern aufgesucht, um einem Auffliegen der Gruppe vorzubeugen. Zudem hätten sie Geständnisse verhindert und die Moral der Gruppe gestärkt. Bei Gülen-Anhängern steht die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation im Raum.

(Ende)
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