pte20170112017 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

China zensiert App zur Messung der Luftqualität

"Air Matters" muss den Index wieder bei der Marke 500 deckeln


"Air Matters": In China werden Messungen zensiert (Foto: air-matters.com)

Peking (pte017/12.01.2017/12:30) Nach tagelangem Ausharren unter der Glocke des düsteren Smogs knipst die chinesische Regierung nun ein Tool zur Verbreitung unabhängiger Informationen aus: Die App "Air Matters" http://air-matters.com musste vor der Internetzensur kapitulieren. Wang Jun und sein Team wollten den chinesischen Staatsbürgern endlich Klarheit darüber verschaffen, welche gefährlichen Ausmaße die Luftverschmutzung bereits angenommen hat - nach einem Tag musste das Update jedoch wieder eingestampft werden.

Luftqualitätsindex wird gedeckelt

Am 4. Januar brachte Air Matters auf Wunsch der Nutzer ein Update heraus, das eine genauere Messung des Luftqualitätsindex (Air Quality Index, AQI) erlaubte. Für diesen gibt es zwar keine einheitliche Berechnungsweise über verschiedene Länder hinweg - China hat sich aber trotzdem eine Besonderheit gegönnt: Egal wie schlecht die Luftqualität wirklich ist, der Index stoppt bei der Marke 500. In einigen Provinzen stand der Index schon tagelang so hoch.

Im Update der App von Air Matters wurden ab 4. Januar aber erstmals auch Werte berechnet und angezeigt, die diese Marke überstiegen. "Am nächsten Tag rief eine von Chinas provinziellen Umweltschutzabteilungen an und bat uns, den numerischen Maximalwert wieder zurückzusetzen", so Wang Jun gegenüber dem Portal "Sixth Tone". Air Matters beugte sich der Anweisung.

Zensur ist und bleibt trauriger Alltag

Schon einmal musste sich das Unternehmen einer Regierungsanweisung beugen: 2014, als die App noch "China Air Quality Index" hieß, wurden die Betreiber im Rahmen des Asien-Pazifik-Forums dazu gezwungen, keine Messdaten von der US-amerikanischen Botschaft in Peking mehr zu beziehen. Stattdessen musste die App mit den rosigeren Messdaten der chinesischen Messstationen Vorlieb nehmen.

Dass die chinesische Regierung gerne einmal "regulierend" eingreift, wenn unliebsame Themen ans Tageslicht kommen - zuletzt auch in Gruppenchats im Messenger-Dienst WeChat (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20161202012 ) - ist keine Überraschung. Obwohl sie für die Bürger unübersehbar ist, will die Regierung die ausartende Luftverschmutzung zumindest medial unter Verschluss halten. Bereits 2015 wurde die Dokumentation "Unter der Glocke" über den Smog in China und seine gesundheitsschädigenden Folgen aus dem chinesischen Netz genommen, wie die "FAZ" berichtete.

(Ende)
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