pte20161027004 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Prüfungen aus Angst vor Shitstorm immer leichter

Pädagogen kapitulieren laut Experten zu schnell vor Tumulten im Web


Prüfung: Viele Schüler protestieren online (Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)
Prüfung: Viele Schüler protestieren online (Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)

London (pte004/27.10.2016/06:10) Lehrer an Bildungseinrichtungen haben immer häufiger Hemmungen davor, schwierige Fragen zu stellen. Denn sie befürchten negative Reaktionen vonseiten der Schüler in sozialen Netzwerken. Zu dieser Erkenntnis kommen der Experte Robert Coe von der Durham University http://dur.ac.uk und Experten des Office of Qualifications and Examinations Regulation http://gov.uk vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen an Schulen und Universitäten.

"Fragen zu zu anspruchsvoll"

Prüfungsbögen würden nicht nur immer einfacher, sondern auch sehr vorhersehbar für die Schüler und letztlich nicht sehr anspruchsvoll, so Coe. In der Folge werde das Denken auf niedriger Ebene auch noch belohnt. Heranwachsende beschweren sich - dank technischer Möglichkeiten - immer häufiger auf Plattformen wie Twitter und Facebook darüber, dass sie die vermeintlich bösen Fragen bis in nächtliche Träume verfolgen. Der Vorwurf an die Lehrkräfte: Die Fragen seien in vielen Fällen viel zu komplex und zu anspruchsvoll.

"Schüler äußern sich sofort darüber - vielleicht nicht während der Prüfungen, aber online schon wenige Minuten nach dem Ende", verdeutlicht Coe den Ausgangspunkt an Schulen und Universitäten, der viele Pädagogen zum Vereinfachen der in ihren Bögen gestellten Fragen bewegt. Wegen Beschwerden zu anspruchsvollen Aufgabenstellungen entsteht somit viel negativer Wirbel im Social Web, den Lehrer laut Coe offenbar lieber vermeiden möchten.

Reaktionen oft nicht richtig

Der Experte hält das "Anpassen" der Fragen aufgrund von Reaktionen im Social Web für nicht richtig. Schüler bräuchten laut Coe anspruchsvolle Fragen, um eindeutig zu zeigen, dass sie komplexe Themen verstanden haben und ihr eigenes Wissen auch in verschiedenen Fällen anwenden können. "Heute wird in Prüfungen zu viel Denken auf niedriger Ebene belohnt. Das ist eine dysfunktionelle und störende Angelegenheit, mit der wir fertigwerden müssen."

(Ende)
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