pte20160701009 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

"Krieg" im Immunsystem soll Krankheiten heilen

Erste Tierversuche bei Pemphigus vulgaris vielversprechend verlaufen


Maus: Experimente im Labor erfolgreich (Foto: pixelio.de, Berndt Fankhauser)
Maus: Experimente im Labor erfolgreich (Foto: pixelio.de, Berndt Fankhauser)

Philadelphia (pte009/01.07.2016/10:30) Das Immunsystem kann trainiert werden, sich selbst anzugreifen und damit die Folgen von Pemphigus vulgaris rückgängig zu machen. Forschern der University of Pennsylvania http://www.upenn.edu ist es gelungen, diese schwere Autoimmunerkrankung bei Mäusen zu behandeln. Sie lösten dafür einen "Bürgerkrieg" im Immunsystem aus. Das Team geht laut den in "Science" veröffentlichten Ergebnissen davon aus, dass dieser Behandlungsansatz auch beim Menschen funktioniert.

T-Zellen umprogrammiert

Autoimmunerkrankungen werden durch den Angriff des Körpers auf gesundes Gewebe verursacht. Bei Pemphigus vulgaris beginnen B-Zellen Antikörper zu produzieren, die die Verbindung zwischen Hautzellen angreifen. Die Folge ist eine schwere Blasenbildung auf der Haut, an der Innenseite von Mund, Rachen und den Genitalien. Diese Krankheit kann tödlich verlaufen. Eine Behandlung ist mit Medikamenten möglich, die das ganze Immunsystem herunterfahren. Die Folge kann jedoch eine höhere Anfälligkeit für Infektionen sein.

Der Einsatz des Immunsystems als Waffe zur Bekämpfung von Krankheiten hat bei Krebs bereits zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt. T-Zellen werden zum Beispiel darauf ausgerichtet, dass sie nicht mehr infizierte Zellen, sondern Krebszellen zerstören. Für die aktuelle Studie wurde dieses Verfahren verfeinert. Die T-Zellen sollen nur den Teil des Immunsystems angreifen, der Pemphigus vulgaris verursacht.

Immunität gezielt manipuliert

Tests mit Mäusen haben gezeigt, dass sich die Blasenbildung ohne Folgen für das Immunsystem verhindern lässt. Laut Michael Milone, eines der Studienautoren, ist es damit möglich, die Immunität in einem bisher unbekannten Ausmaß zu manipulieren. So könnte der Ansatz auch für die Behandlung anderer Autoimmunerkrankungen wie Myasthenia gravis eingesetzt werden. Lupus, Typ-1-Diabetes oder Multiple Sklerose haben sehr komplexe Ursachen, die nicht einfach behandelbar sein werden, so der Experte.

Auch Mitautorin Aimee Payne nach könnte dieser Behandlungsansatz beim Menschen funktionieren. Zuerst seien jedoch weitere Tierstudien erforderlich. "Bis jetzt haben wir ähnliche Daten wie bei den Krebspatienten. Es bestehen jedoch Bedenken über mögliche Nebenwirkungen der Behandlung. Unser Ziel ist, eine Heilung bei Hunden zu erreichen. Wenn uns das gelingt, können wir auch an Studien mit Patienten denken."

Die Experten modifizierten T-Zellen, indem sie sie mit einem neuen Zielmechanismus ausstatteten, um damit CAR-T-Zellen herzustellen. Bei Pemphigus vulgaris produziert der Körper fälschlicherweise Antikörper, die das Protein Desmoglein angreifen, das normalerweise für die Haftung sorgt, die die Hautzellen zusammenhält. Für die aktuelle Studie wurde Desmoglein eingesetzt, um die CAR-T-Zellen dazu zu bringen, nur die weißen Blutkörperchen anzugreifen, die für die Antikörper verantwortlich sind.

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