pte20160512002 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Gestresste Mäuse werden schneller erwachsen

Hirnregion, die mit Fortpflanzung in Verbindung steht, reift rascher


Maus: Ein ungemütliches Nest stresst (Foto: flickr.com/Chika Watanabe)
Maus: Ein ungemütliches Nest stresst (Foto: flickr.com/Chika Watanabe)

Providence (pte002/12.05.2016/06:05) Forscher der Brown University http://brown.edu haben an Mäusen erforscht, welche Hirnregionen von frühkindlichem Stress besonders betroffen sind - und letztlich vorzeitig reifen. Das Team rund um Kevin Bath setzte Mäusejunge unter Stress, indem sie vier Tage nach der Geburt in einen anderen Käfig umziehen mussten.

Dort gab es zwar genug zu essen und zu trinken, aber keine Möglichkeit für die Mutter, ein Nest für ihre Jungen zu bauen. Die Mäusemütter verbrachten also viel Zeit damit, im Käfig umherzulaufen und verzweifelt Material für den Nestbau zu suchen, wodurch die Jungtiere weniger durchgehende und aufmerksame Pflege bekamen.

Hippocampus reift vorzeitig

"Es gab eine Reihe an verschiedenen Indikatoren dafür, dass eine vorzeitige Reifung stattfindet", erklärt Bath. Diese wollten die Forscher nicht nur im Verhalten finden, sondern auch auf neuromolekularer Ebene. Tatsächlich zeigte sich, dass einige Reifungsprozesse im Gehirn durch die stressige Kindheit der Jungtiere beschleunigt statt verlangsamt waren. Zu den Regionen mit schneller gereiften Neuronen zählt der Hippocampus, der unter anderem für Lernprozesse und Gefühlsregulation zuständig ist.

Die Hirnstruktur war bei den gestressten Mäusen um eine Woche früher ausgebildet als in der Kontrollgruppe. Das zeigte sich auch im Verhalten: Mäuse können mittels Elektroschocks konditioniert werden, Angst vor bestimmten Orten zu entwickeln. Diese Angst setzt aber für eine Woche während des Heranwachsens aus. Das war bei gestressten Mäusekindern ebenfalls der Fall - der Aussetzer trat aber schon eine Woche früher auf als in der Kontrollgruppe.

Entwicklungsfokus auf Fortpflanzung

Jedoch geht die schnelle Reifung auch mit Abschlägen auf anderer Ebene einher: Das Gehirn wächst insgesamt nicht so schnell und vernetzt wie bei nicht gestressten Mäusen. "Es besteht ein evolutionärer Druck, die eigenen Gene weiterzugeben", erklärt Bath. "Wir vermuten, dass Stress zu einer Umstrukturierung der Entwicklungsressourcen führt. Anstatt das gesamte Gehirn gut zu entwickeln, wird auf die Entwicklung der limbischen Strukturen fokussiert, die für die Reproduktion wichtig sind."

(Ende)
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