pte20141029003 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Einfache Hörgeräte sind besser für Musik

Highend-Signalverarbeitung für klare Sprache stört Klassik wie Rock


Hörhilfe: ist beim Musikhören oft nicht hilfreich (Foto: H. Snoek, pixelio.de)
Hörhilfe: ist beim Musikhören oft nicht hilfreich (Foto: H. Snoek, pixelio.de)

Boulder (pte003/29.10.2014/06:10) Für Musikfreunde ist ein vergleichsweise einfaches Hörgerät womöglich sinnvoller als ein Highend-Modell. Das geht aus einer Studie der University of Colorado in Boulder (UC-Boulder) http://colorado.edu hervor. Denn just jene digitale Signalverarbeitung, die bei aktuellen Spitzengeräten das gesprochene Wort möglichst klar verständlich macht, kann den Musikgenuss trüben - ganz unabhängig vom Genre. Verschärft wird das Problem den Forschern zufolge dadurch, dass moderne Musikaufnahmen meist schon ihre eigene Signalverarbeitung durchlaufen haben.

Musik har andere Klangdynamik

"Hörgeräte sind mittlerweile sehr fortgeschritten bei der Signalverarbeitung, um Sprache besser verständlich zu machen", betont Naomi Croghan, die als CU-Bouder-Doktorandin die Studie geleitet hat. Doch Musik ist nicht wie Sprache, ihre Klangdynamik wird bei der Entwicklung moderner Hörgeräte nicht unbedingt berücksichtigt. Daher beklagen Träger oft, dass Musik verzerrt klingt, so Croghan.

Viele legen das Hörgerät zum Musikhören ab. Ein Grund dafür ist der Studie zufolge, dass sich das bei modernen Modellen gängige Verfahren WDRC (Wide Dynamic Range Compression) nicht gut mit musikalischen Klängen verträgt. Um Sprache verständlicher zu machen, lässt WDRC-Signalverarbeitung laute Geräusche unberührt und verstärkt eher schwache Klänge.

Eben das verträgt sich nicht unbedingt mit Musik, die oft ein breiteres Lautstärkenspektrum abdeckt. Zudem nutzen moderne Musikaufnahmen oft eine starke Dynamikbegrenzung, um lauter zu wirken - ein als "Loudness War" bekannter Trend, der auch schon heftige Kritik von Hörenden geerntet hat, beispielsweise durch Bob Dylan. Für Hörgerätnutzer ist das besonders schlimm.

Unterschiedliche Detailpräferenzen

"Die aufgenommene Musik hat mehrere Verarbeitungsschichten durchlaufen, ehe die von Hörminderung betroffene Person sie hört", erklärt Croghan. Für die aktuelle Untersuchung hat das CU-Boulder-Team 18 Hörgerätnutzer unterschiedlich verarbeitete Proben klassischer Musik und Rockmusik anhören lassen. Dabei kamen simulierte Hörgeräte zum Einsatz, die auf unterschiedlich starke Signalverarbeitung eingestellt werden konnten.

Unabhängig vom Musikgenre haben die Teilnehmer Hörgeräte mit einfacher Signalverarbeitung, die im Prinzip nur die Lautstärke steigert, bevorzugt. Wenngleich sich die Testpersonen weitgehend einig waren, dass wenig Signalverarbeitung den Musikgenuss steigert, haben sie aber unterschiedliche Detailpräferenzen gezeigt. Eine für alle passende Standardlösung gibt es also nicht.

(Ende)
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