pte20140430003 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Nachrichten-Sperre zu Pädophilie-Fall beklagt

Mutter des mutmaßlichen Hollywood-Opfers kritisiert Medien


Hollywood: Traumfabrik oder Albtraumfabrik? (Foto: Thomas Pradera, pixelio.de)
Hollywood: Traumfabrik oder Albtraumfabrik? (Foto: Thomas Pradera, pixelio.de)

Los Angeles/Wien (pte003/30.04.2014/06:10) Die Mutter des Opfers eines mutmaßlichen Hollywood-Pädophilen-Rings hat den Medien vorgeworfen, ein Nachrichten-Blackout über den angeblichen Missbrauch verhängt zu haben, bevor die Klage von Michael Egan gegen "X-Men"-Regisseur Bryan Singer und andere Produzenten endlich publik wurde. "Ich habe jeden Nachrichten-Kanal, jedes Magazin, jeden Talk-Show-Moderator, von Oprah Winfrey bis '60 Minutes' angeschrieben", schluchzte Bonnie Mound auf einer Pressekonferenz.

Veröffentlichung verhindert

"Niemand wollte etwas machen wegen der involvierten prominenten Leute", klagte Egans Mutter, die neben ihrem Sohn und seinem Anwalt saß. "Einer hat einen Artikel für ein Magazin über den Fall geschrieben, und dann, kurz bevor es publiziert wurde, hat einer der prominenten Pädophilen die Veröffentlichung verhindert", behauptet sie sogar. Unter der Voraussetzung, dass es wahr sei, hält der Wiener Publizistikprofessor Fritz Hausjell http://publizistik.univie.ac.at das für einen Fehler des Mediums.

"Aus journalistischen Gründen hätte sich das Magazin nicht durch Druckausübung beeinflussen lassen dürfen. Wenn so etwas ans Tageslicht kommt, ist der Ruf des Mediums ruiniert", erklärt er gegenüber pressetext. Anders schätzt er allerdings die generelle Forderung der Mutter ein, die Medien wären verpflichtet gewesen, schon vor der Klageerhebung über den Fall zu berichten. "Es gibt hier ein Dilemma zwischen Pflicht zur Aufklärung versus Missbrauch der Berichterstattung", sagt Hausjell.

Die Medien würden sich ungern für Ziele einer Seite vor einem Prozess einspannen lassen, um bessere Publicity für ein positives Urteil zu erreichen. Außerdem habe wohl die Angst vor Schadenersatz-Forderungen des oder der mutmaßlichen Täter wegen rufschädigenden Berichten eine Rolle gespielt. "Da gab es wohl eine Abwägung zwischen Berichterstattung und drohender Klage", so Hausjell. Für die Journalisten sei es zudem schwierig zu beurteilen, ob der sexuelle Missbrauch wirklich stattgefunden habe.

Doku über Hollywoods dunke Seiten

Zumindest jetzt kann sich die Mutter aber nicht mehr über ausbleibende Berichterstattung beschweren. So berichtet die Daily Mail, dass die Produzentin Amy Berg mit dem mutmaßlichen Opfer Michael Egan zusammenarbeiten will und eine Dokumentation über Hollywoods dunkle Seiten plant. Ihr Film "Deliver us from Evil" über sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche war für den Oscar nominiert.

(Ende)
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