pte20140408001 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Thailand treibt Internet-Zensur weiter voran

Webseiten mit Pornografie, File-Sharing und Glücksspiel gesperrt


Bangkok: Sharing-Seiten in Thailand gesperrt (Foto: pixelio.de, J. Klosowski)
Bangkok: Sharing-Seiten in Thailand gesperrt (Foto: pixelio.de, J. Klosowski)

Bangkok/Wien (pte001/08.04.2014/06:00) Thailand zensiert das Web immer stärker: Das Technologie-Ministerium hat eine Reihe von Webseiten gesperrt, die Pornografie, Raubkopien und Glücksspiel beinhalten, wie Tech in Asia schreibt. Zu den Seiten gehört etwa die Sharing-Seite BitDed http://bitded.com und Thailand Torrent http://thailandtorrent.com . Eine Bestätigung der Regierung gibt es zwar nicht, aber BitDed schreibt auf seiner Facebook-Seite, dass es von der Administration blockiert wird.

"Zensur für unlautere Zwecke"

Schon seit Jahren wird die Liste der gesperrten Seiten in Thailand immer länger. Schätzungen gehen von über 100.000 Seiten aus, darunter auch viele, die wegen politischer Kritik an Regierung oder königlicher Familie zensiert werden. Der Wiener Publizistikprofessor Fritz Hausjell http://publizistik.univie.ac.at kritisiert das im pressetext-Gespräch scharf: Es gehe nicht, Sperren wegen Pornografie mit Zensur von Seiten zu verknüpfen, die der Regierung oder der königlichen Familie nicht in den Kram passen.

"Es ist nicht legitim, dass man ein lauteres Motiv für unlautere Zwecke verwendet", stellt er klar. Allerdings schränkt er ein: "Sperren zum Schutz der Jugendlichen vor Pornografie sind aber durchaus zu überlegen. Es reicht hier nicht, auf die Mündigkeit der jungen User zu setzen, denn diese könnten sonst in ihrer Entwicklung geschädigt werden." Schließlich würden Jugendliche das Internet oft ohne Aufsicht benutzen.

Experte fordert Beschwerdestelle

Am besten wäre es zwar, wenn schon in den Schulen Medienkompetenz vermittelt würde, aber das sei selbst in Österreich oder Deutschland nicht ausreichend der Fall. Daher müsse es möglich sein, auch Seiten, wie früher etwa Videokassetten, auf eine schwarze Liste oder einen Index setzen zu können.

"Das müssen aber demokratisch legitimierte Gremien entscheiden, die darlegen müssen, was aus welchen Gründen gesperrt wird", fordert Hausjell. Außerdem sei eine Beschwerdestelle nötig, an die sich Webseitenbetreiber wenden können, um der Zensur zu widersprechen: "Der Rechtsweg muss Betroffenen offenstehen", betont der Medienexperte.

(Ende)
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