pte20131111002 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

Europäische Jazz-Geschichte aus dem Radio-Archiv

NDR-Jazz-Redaktion begeht 60. Geburtstag mit CD-Edition


Hamburg (pte002/11.11.2013/06:05) "Das 60-jährige Jubiläum der NDR-Jazz-Redaktion http://ndr.de/jazz ist der Grund, warum wir begonnen haben, dieses unglaubliche Archiv gründlich zu durchforsten", so Stefan Gerdes von der NDR-Jazz-Redaktion gegenüber pressetext. Vier Aufnahme-Sessions - eine mit Dizzy Gillespie, eine mit dem Saxophonisten Hans Koller, eine mit Dave Brubeck und eine mit dem Violinisten Stephane Grappelli - sind bereits erschienen.

Am 15. November wird eine weitere CD mit Aufnahmen, die das Modern Jazz Quartet im NDR-Studio in Hannover am 28. Oktober 1957 eingespielt hat, veröffentlicht. "Für 2014 sind noch weitere Veröffentlichungen geplant", so Gerdes. Als Label-Partner konnte die Hamburger Label Moosicus http://moosicus.com gewonnen werden. Die CDs sollen übrigens in der Reihenfolge der Aufnahme-Daten erscheinen.

Nachkriegsjahre: US-Jazz in Europa

"1952 - ganz im Taumel der Nachkriegszeit - galt Jazz als die 'Stimme der Befreiung'", schildert Gerdes. Der erste NDR-Jazz-Redakteur Hans Gertberg war ein leidenschaftlicher Jazzfan. Mit Aufnahmen im hauseigenen Studio-10 - übrigens eine ehemalige Synagoge und heute als Rolf-Liebermann-Saal bekannt - hat alles begonnen. "Man lud amerikanische Jazz-Musiker, die auf Europa-Tournee waren, ins Studio ein und machte mit ihnen Aufnahmen."

Die erste CD enthält fünf Aufnahmen des Dizzy Gillespie Quintetts und fünf vom Hans Koller Ensemble und wurde am 9. März 1953 aufgenommen. "Die zweite CD ist ein Live-Mitschnitt eines Konzertes des Dave Brubeck Quartet, das am 28. Februar 1958 in der Niedersachsenhalle in Hannover gastierte", so Gerdes. Ende 1957 wurde nämlich der ehemalige Opernintendant und Komponist Rolf Liebermann Leiter der Hauptabteilung Musik des Norddeutschen Rundfunks.

"Seine Idee war es, neben Live-Mitschnitten von den Konzerten internationaler Stars auch noch Jazzworkshops mit Musikern verschiedener Herkunft und verschiedener Stilrichtungen zu veranstalten und mitzuschneiden", schildert Gerdes. "Er wolle keine Musik vom Fließband, hat Liebermann gesagt - und das war auch die Geburtsstunde der legendären NDR-Jazzworkshops."

Jazzworkshops: Exklusivität gepaart mit Originalität

Die CD Nr. 03 ist die erste "Workshop-CD" geworden: Der damals schon weltbekannte Violinist Stéphane Grappelli, der Pianist Maurice Vander, der Bassist Hans (und spätere "James") Last sowie der Drummer Rolf Ahrens nahmen am 17. Mai 1957 im NDR-Studio insgesamt 20 Stücke auf, die sie zuvor gemeinsam einstudiert hatten.

"Die Aufnahmequalität der Mitschnitte ist sehr gut", schildert Gerdes. "Als weiterer sensationeller Zufall entpuppte sich die Arbeit der Fotografin Susanne Schapowalow http://jazzprezzo.de/schapowalow.htm , die viele Musiker begleitet hat und so sehr private und intime Augenblicke festhalten konnte. Viele ihrer Fotografien entstanden abseits der Hektik von Auftritten."

Zeitzeugnis des europäischen Jazz

Für Gerdes sind die Aufnahmen jedenfalls ein lebendiges Zeitzeugnis der europäischen Jazzgeschichte. Mit Gertberg als Leiter der Jazz-Abteilung entstanden auch die ersten länderübergreifenden Kooperationen und auch erste experimentelle Kooperationen - etwa mit Friedrich Gulda.

"Deutlich wird anhand der Aufnahmen auch, dass das musikalische Interesse in den 1960-er-Jahren zunehmend auf Europa verlagert wurde", verdeutlicht Gerdes. Bis zu seinem Tod 1970 leitete Gertberg die Abteilung, anschließend übernahm sie Michael Naura, der bis zu seiner Pensionierung 1999 zuständiger NDR-Jazz-Abteilungsleiter war.

(Ende)
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