pte20130702018 Medizin/Wellness, Politik/Recht

China: Gesetz zwingt Kinder zum Eltern-Besuch

Strafen und Gefängnis drohen bei Nichteinhaltung


Kinder: sind bald zum Eltern-Besuch verpflichtet (Foto: flickr/David Woo)
Kinder: sind bald zum Eltern-Besuch verpflichtet (Foto: flickr/David Woo)

Peking (pte018/02.07.2013/12:00) Erwachsene Kinder in China müssen ihre Eltern besuchen oder Strafen in Kauf nehmen. Sogar der Gang ins Gefängnis könnte drohen. Mit der "Protection of the Rights and Interests of the Elderly People" ist ein entsprechendes Gesetz in Kraft getreten. Dieses reagiert auf das wachsende Problem einsamer älterer Menschen, indem die Kinder dazu verpflichtet werden, ihre Eltern zu besuchen. Demnach haben sie sich um die geistigen Bedürfnisse zu kümmern und dürfen niemals ältere Menschen vernachlässigen oder brüskieren. Wie die BBC berichtet, trifft das Gesetz in der Internet-Community auf Kritik. Viele Chinesen fragen sich, wie das Vorhaben umgesetzt werden soll, da zum Beispiel die Häufigkeit der Besuche nicht festgelegt ist: "Kinder, die weit von ihren Eltern entfernt leben, sollten sie oft besuchen", heißt es.

Kritik von der Web-Community

Das bedeutet jedoch nicht, dass das neue Gesetz zahnlos ist. Es soll viel mehr als eine pädagogische Maßnahme dienen und als Ausgangspunkt für Streitigkeiten vor Gericht, erklärt Zhang Yan Feng, ein Anwalt von der King & Capital Law Firm http://bit.ly/1208ZQp . "Es ist schwer, dieses Gesetz umzusetzen, aber es ist nicht unmöglich. Wird ein Fall aufgrund dieses Gesetzes vor Gericht gebracht, wird es wahrscheinlich zu einer einvernehmlichen Einigung kommen. Wird jedoch keine Einigung erzielt, kann das Gericht die Beklagten theoretisch dazu zwingen, ihre Eltern zu bestimmten Tagen eines Monats zu besuchen." Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, kann es zu einer Bestrafung oder einem Aufenthalt im Gefängnis kommen.

Weniger Chinesen scheinen allerdings derzeit zu fürchten, dass sie hinter Gittern landen, wenn sie ihre Eltern nicht besuchen. "Wer will nicht oft nach Hause fahren? Was ist mit 'oft' gemeint? Wer wird das alles überwachen?" Diese Fragen stellte ein User von Weibo http://weibo.com , dem chinesischen Twitter. Betont wurde auch, dass man wisse, wie die Eltern zu ehren seien. "Manchmal sind wir einfach mit dem eigenen Leben zu beschäftigt und der Druck ist zu stark."

Chinesen werden immer älter

Die Frage des Umgangs mit Eltern in höherem Alter wird in China immer mehr zu einem Problem. Laut Regierungsstatistiken waren 2010 mehr als 178 Millionen Menschen über 60 Jahre alt. Bis zum Jahr 2030 wird sich diese Zahl verdoppeln. In den Medien tauchen immer mehr Berichte über die Vernachlässigung von alten Menschen auf. Viele waren von der Geschichte einer 91 Jahre alten Frau schockiert, die in der Provinz Jiangsu geschlagen und aus ihrem Heim vertrieben wurde, nachdem sie ihre Schwiegertochter um etwas zu essen gebeten hatte.

Zwei Tage später füllten sich die Internetforen mit ähnlichen Geschichten von Bauern aus der gleichen Region, die eine 100 Jahre alte Frau dazu zwangen, im Schweinestall zu schlafen. Diese Geschichten haben jedoch nicht zu einer Unterstützung des neuen Gesetzes geführt. "Familienbande sollten auf spontanen Gefühlen basieren", argumentierte ein Weibo-User. "Es ist seltsam, dass das jetzt gesetzlich geregelt wird. Das ist ungefähr so, als wollte man Paare nach der Heirat dazu auffordern, ein harmonisches Sexualleben zu haben."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Michaela Monschein
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: monschein@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|