pte20130215014 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antibiotika-Suche auf dem Meeresgrund gestartet

Experten befürchten langfristig drastischen Medikamentenmangel


Tiefseegraben: Hoffnung auf neue Antibiotika (Foto: Kirsten Helland/UiT)
Tiefseegraben: Hoffnung auf neue Antibiotika (Foto: Kirsten Helland/UiT)

Aberdeen (pte014/15.02.2013/10:00) Unter der Leitung der University of Aberdeen http://abdn.ac.uk hat ein acht Mio. Pfund teures Projekt damit begonnen, nach neuen Antibiotika auf dem Grund der Meere zu suchen. Das Team um Marcel Jaspars sucht bei den Lebensformen, die sich in der Tiefsee entwickelt haben nach neuen chemischen Substanzen. Die Forscher hoffen, dort die nächste Generation von Medikamenten zur Bekämpfung von Infektionen zu finden.

Großes Potenzial vermutet

Im Januar warnte Sally Davies, die oberste Gesundheitsbeamtin Großbritanniens, vor einer Apokalypse bei den Antibiotika. Es stünden einfach zu wenige Medikamente zur Verfügung. Es wurden bis heute nur wenige Proben aus Tiefseegräben gesammelt, jenen engen Tälern am Meeresboden, die bis zu elf Kilometer in die Tiefe reichen können. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass gerade hier ein großes Potenzial für die Entdeckung neuer Antibiotika besteht.

Das Leben in dieser extrem feindseligen Umwelt ist absolut isoliert und hat sich in jedem dieser Gräben anders entwickelt. Von Fischereifahrzeugen aus wird das Team Geräte zur Probensammlung an einer Kabelrolle auf den Grund des Meeres bringen. In einem nächsten Schritt werden die Forscher versuchen, Bakterien und Pilze aus dem Sediment zu züchten, die der Entdeckung neuer Antibiotika dienen sollen.

Seit 2003 keine Neuanmeldung

Gestartet wird im Herbst mit dem Atacamagraben im östlichen Pazifik, rund 160 Kilometer vor der Küste von Chile und Peru. Das EU-finanzierte Projekt wird weitere Tiefseegräben vor Neuseeland und in der Antarktis untersuchen. Zusätzlich sollen auch vor der Küste von Norwegen Proben gesammelt werden. Die Wissenschaftler hoffen, dass sie innerhalb von 18 Monaten mit den gesammelten Proben im Labor arbeiten können. Werden neue Behandlungsmöglichkeiten entdeckt, sollten diese innerhalb eines Jahrzehnts zur Verfügung stehen.

Davies verglich das derzeit bestehende Antibiotikaproblem mit der Bedrohung durch die weltweite Klimaerwärmung. Ein Routineeingriff könnte in Zukunft aufgrund von nicht mehr behandelbaren Infektionen zu einem tödlichen Risiko werden. Immer mehr Krankheitserreger sind heute resistent gegen Antibiotika. Experten befürchten, dass es bald keine wirksamen Antibiotika mehr geben könnte.

Wird laut Jaspars nichts unternommen, könnte es zu einem dramatischen Rückschritt kommen. Seit 2003 sei kein wirklich neues Antibiotikum mehr zugelassen worden. Verantwortlich dafür macht er teils auch das mangelnde Interesse seitens der Pharmaunternehmen. Antibiotika bringen keine großen Gewinne. "Die Patienten nehmen diese Medikamente nur wenige Wochen lang ein und die Antibiotika selbst haben eine Lebenspanne von fünf bis zehn Jahren. Daher scheinen die Unternehmen keine großen Gewinne für ihre Investitionen zu erwarten."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Michaela Monschein
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: monschein@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|