pte20130201010 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

NYT: China-Hacker hatten Informanten im Visier

Cyber-Attacken aus Fernost gezielt auf politische Gegner gerichtet


NYT-Hauptsitz: Zielscheibe von Hackern (Foto: wikipedia.com/Haxorjoe)
NYT-Hauptsitz: Zielscheibe von Hackern (Foto: wikipedia.com/Haxorjoe)

New York/Wien (pte010/01.02.2013/12:00) Der vor wenigen Tagen publik gewordene chinesische Hackerangriff auf die New York Times (NYT) hatte ersten Informationen zufolge zum konkreten Ziel, die undichte Stelle im eigenen Regierungsapparat ausfindig zu machen. "Sie waren hinter der Informantenliste von David Barboza her. Sie suchten nach vertrauten Namen und Telefonnummern", sagt Marc Frons, Head of Digital Technology und Chief Information Officer der New York Times. Der erwähnte Barboza ist nicht irgendwer, sondern NYT-Bürochef in Shanghai und federführender Kopf der kritischen Artikelserie rund um die vermeintliche Milliardenbereicherung des Ex-KP-Chefs Wen Jiabao.

Weitere Angriffe erwartet

Auch das Passwort des ehemaligen Peking-Korrespondenten Jim Yardley wurde ausgelesen. Zudem wurden 58 weitere Mitarbeiter gehackt. Auf künftige Angriffe macht sich das Blatt gefasst. "Ich glaube nicht, dass wir uns zurücklehnen können", so Frons. Er sei sich ziemlich sicher, dass sie wieder kommen werden. Die Firma Mandiant http://mandiant.com , verantwortlich für die Cyber-Security der Zeitung, vermutet hinter den Angriffen eine Spionagekampagne mit Verbindungen zum chinesischen Militär. Es bestünden Parallelen mit einem ähnlich gelagerten Fall aus der Vergangenheit. Nach Bekanntwerden des Angriffs dementierte das offizielle China prompt jeden Zusammenhang mit dem Eindringen in die virtuelle Redaktion des Titels.

Die Attacken hatten sich eigentlich bereits im September und Oktober 2012 ereignet. "Wir haben sie spielen lassen, um zu sehen was sie konkret machen und welche Tools sie benutzen", erklärt Frons die Entscheidung, das Eindringen ins System vorerst nicht an die große Glocke zu hängen. Auch die chinesische Version des Wall Street Journal meldete vor kurzem einen Hacker-Angriff. "In den vergangen zwei Jahren ist die Anzahl von Cyber-Attacken enorm gestiegen, auch die Qualität hat stark zugelegt", unterstreicht Alexander Klimburg vom Österreichischen Institut für Internationale Politik http://www.oiip.at gegenüber pressetext. "Naming and Shaming" sei hier eine nützliche Strategie, um die Täter öffentlich bloßzustellen. Schätzungen zufolge sind 95 Prozent der Angriffe geheim und finden nicht ihren Weg in die Medien.

Regimekritiker als Zielscheibe

Insbesondere Vertragspartner des US-Militärs, unabhängige tibetische Gruppierungen, Menschenrechtsaktivisten sowie westliche Medien werden gezielt Opfer von chinesischer Cyber-Kriminalität. Daten werden gestohlen oder ganze Server zum Absturz gebracht. Führende Unternehmen der Cyber-Branche vermuten hinter der chinesischen Regierung und dem Militär ganze Heerscharren an Hackern. Sie operieren großteils von der Ostküste des Landes aus und nutzen oft schlecht gesicherte Netzwerke von US-Unis, um möglichst unerkannt zu bleiben.

(Ende)
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