pte20130119002 Unternehmen/Wirtschaft, Bauen/Wohnen

Trotz Jobwachstum: Mehr Working Poor in Amerika

32 Prozent der Familien gelten als erwerbsarm - Kinder leiden besonders


Schlagzeile: Armut betrifft US-Familien (Foto: pixelio.de/Christian Pohl)
Schlagzeile: Armut betrifft US-Familien (Foto: pixelio.de/Christian Pohl)

Washington (pte002/19.01.2013/06:05) In den USA steigt die Anzahl der Familien, die sich in aufrechten Beschäftigungsverhältnissen befinden, aber trotzdem nur äußerst schwer über die Runden kommen. Obwohl in den vergangenen 27 Monaten en suite neue Jobs geschaffen wurden, ist die Working-Poor-Rate in den vergangenen fünf Jahren von 28 auf 32 Prozent geklettert. Im Jahr 2011 galten demnach 10,4 Mio. Familien, oder 47,5 Mio. US-Amerikaner, als armutsgefährdet. Hervor gehen diese Zahlen aus dem aktuellen Bericht http://bit.ly/UrIB04 der NGO Working Poor Family Project http://workingpoorfamilies.org . Als armutsgefährdet gilt man ab einem Einkommen, das unter dem Doppelten der offiziellen Armutsgrenze von jährlich 22.811 Dollar in einem Vier-Personen-Haushalt liegt.

Schlecht bezahlte Jobs

"Obwohl wieder mehr Leute ins Erwerbsleben einsteigen, sind das meistens Jobs mit einem geringen Lohn und wenig Sicherheit. Vor der Rezession waren dies jedoch Mittelklasse-Jobs", heißt es in dem Report. Trotz der wirtschaftlichen Erholung steige die Gesamtzahl von Familien im unteren Einkommenssegment. "Wir befinden uns nicht auf einer guten Bahn", erklärt Brandon Roberts, Co-Autor der Studie. Beinahe drei von fünf einkommensschwachen Familien setzen sich aus mindestens einem Elternteil zusammen, der einer ethnischen Minderheit in den USA angehört.

Die steigende Zahl der Working Poor deckt sich mit der wachsenden Einkommensungleichheit (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120913016 ). Das Einkommen der Familien des obersten Fünftels war 2011 um 10,1 Mal höher als jenes des untersten. 2007 verdienten sie hingegen nur das 9,5-Fache. Das Jobwachstum der vergangenen Monate basiert in erster Linie auf neuen schlechtbezahlten Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor. Darunter fallen Kassiere, Kellner, Köche, Kundenbetreuer oder Angestellte im Handel. Entgolten werden diese Jobs meist mit einem Mindestlohn, der in den Bundesstaaten unterschiedlich geregelt ist. Der landesweite Standard liegt seit 2010 bei 7,25 Dollar (5,42 Euro).

Regionale Differenzen

Hinzu kommt, dass viele Beschäftigte im Niedriglohnumfeld nicht nur einem, sondern oftmals zwei oder gar drei Jobs nachgehen, um ihren Kindern ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen. Die Sprösslinge leiden besonders unter dieser Entwicklung. Zwischen den Jahren 2007 und 2011 ist der Anteil jener Kinder, die in Working-Poor-Familien aufwuchsen, von 33 auf 37 Prozent gestiegen. Das bedeutet einen Zuwachs von 21 auf 23,5 Mio. Kinder.

Die Studie zeigt, dass es auch regionale Differenzen gibt. In den Südstaaten wie Georgia oder South Carolina und im Westen (Arizona und Nevada) kam es in den vergangenen Jahren zu dem höchsten Anstieg von erwerbsarmen Familien. Im Osten und Nordosten verlief die Kurve hingegen nicht so stark nach oben. "Wichtig ist, dass man darauf aufmerksam macht, dass hinter diesen Statistiken reale Familien stecken", verweist Alan Essig vom Georgia Budget and Policy Institute http://gbpi.org auf das persönliche Schicksal des Einzelnen.

Die US-Wirtschaft befindet sich eigentlich auf einem guten Weg. Der Auto-Markt findet zu alter Stärke zurück, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Lage im Immobiliensektor erholt sich langsam (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20121203026 ). Die Realität zeigt aber anhand der Daten, dass einkommensschwache Familien davon nicht profitieren, so Roberts. Er fordert von der Regierung Gegenmaßnahmen wie Investitionen in Bildung und Job-Trainings. Eine Anhebung des Mindestlohns scheint angesichts der gegenwärtigen Budgetlage unwahrscheinlich.

(Ende)
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