pte20130117001 Forschung/Entwicklung, Kultur/Lifestyle

Führungsqualität genetisch bedingt

Auch prägen persönlicher Erfahrungsschatz und Umweltfaktoren


Manager: Führungspersönlichkeit laut Studie in Genen (Foto: pixelio.de, Balzer)
Manager: Führungspersönlichkeit laut Studie in Genen (Foto: pixelio.de, Balzer)

London/Salzburg (pte001/17.01.2013/06:00) Ein guter "Führer" oder Manager zu sein, hängt von den Genen ab, wie eine Studie des University College London http://ucl.ac.uk besagt. Für die Erstellung wurde die DNA von rund 4.000 Menschen untersucht. Die Forscher haben dabei das sogenannte rs4950-Gen gefunden, das eine Person beeinflusst, ob sie eher führt oder sich führen lässt.

Mix aus Gen, Umwelt und Zufall

Die Probanden, die dieses Gen in sich hatten, wiesen eine um 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auf, an ihrem Arbeitsplatz eine leitende Stelle zu haben. Dennoch betonen die Wissenschaftler, dass neben dem Gen vor allem die Erfahrung und das soziale Umfeld wesentlich für eine Führungsrolle sind.

"Die Behauptung, es gebe ein Gen für 'Leadership Qualities' ist aus mehreren Gründen problematisch, wie auch in dieser Studie ersichtlich wird. Etwa 50 Prozent der Menschen haben das Allel, welches angeblich für die Führungseigenschaften wichtig ist. Es haben aber sicherlich nicht 50 Prozent aller Menschen Führungseigenschaften", erklärt Michael Breitenbach, Zellbiologe an der Universität Salzburg http://sbg.ac.at , gegenüber pressetext. Es sei demnach nicht gut vorstellbar, dass ein einziges Gen für eine komplexe Charaktereigenschaft verantwortlich ist. "Charaktereigenschaften entwickeln sich aus einem komplexen Wechselspiel zwischen dem Genom, der sozialen Umwelt, also der Erfahrung und - auch wenn das für manche überraschend ist - dem Zufall", sagt er.

Eigener Erfahrungsschatz wichtig

Dass Führungseigenschaften primär genetisch bedingt sein sollen, ist laut Breitenbach unwahrscheinlich. "Es gibt in der Geschichte der modernen Humangenetik sehr viele Beispiele, wo Gene publiziert wurden, die eine Prädisposition für eine bestimmte Krankheit hervorrufen sollten. Später musste die Aussage aber zurückgenommen werden - sehr oft deshalb, weil die statistische Absicherung nicht ausreichend oder die Diagnose der Krankheit nicht eindeutig genug war", sagt Breitenbach. "Leadership Qualities" sind ihm zufolge vorwiegend auf Erfahrungen beruhend und erlernbar.

Es sei vorstellbar, dass bestimmte Kombinationen von Allelen, also Genen die Ausbildung von "Leadership Qualities" begünstigen. Kaum vorstellbar sei hingegen, dass dies ein einziges Gen bewirken könne. "Auch im Zeitalter der massenhaften Sequenzierung von menschlichen Genomen ist die seit langem bekannte Zwillingsforschung immer noch der beste Zugang zur Frage der möglichen Vererbung einer komplexen Eigenschaft", führt der Zellbiologe aus.

Eineiige Zwillinge weisen dieselben Gene und oft auch vergleichbare Körper- sowie Charaktereigenschaften auf. "Diese Aussage ist dann besonders gut abgesichert, wenn die Zwillinge bei der Geburt getrennt wurden und in verschiedenen Familien aufgezogen wurden. Es sind bei solchen Forschungen tatsächlich auch genetische Grundlagen für gewisse Charaktereigenschaften gefunden worden. Das heißt aber nicht, dass ein einzelnes Gen für eine Charaktereigenschaft gefunden wurde", schließt Breitenbach ab.

(Ende)
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