pte20130116018 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

"Seitensprung-Telefon" trotzt Smartphone-Trend

Japans Ehebrecher nutzen alte Technik wegen Privatsphäre


Eheleute: Handys erschweren Seitensprung (Foto: pixelio.de, Sandra Schmitz)
Eheleute: Handys erschweren Seitensprung (Foto: pixelio.de, Sandra Schmitz)

Tokio (pte018/16.01.2013/13:45) Technologisch eigentlich veraltete Klapp-Handys der Fujitsu "F-Serie" http://www.fujitsu.com erfreuen sich im Hightech-Land Japan trotz Smartphone-Boom großer Beliebtheit. Der Grund dafür sind eingebaute Privatsphären-Schutzvorrichtungen, die es erlauben, SMS und Anruflisten für als privat markierte Kontakte zu verbergen. Diese Funktionalität hat der Produktreihe den Spitznamen "uwaki keitai" - zu deutsch "Seitensprung-Telefon" - eingebracht, wie das Wall Street Journal schreibt. Im Internet preisen Fans offen die Affärentauglichkeit der Mobiltelefone, die nur im Land der aufgehenden Sonne erhältlich sind.

Ehebrecher stolpern über Handys

"Frauen könnten auf die Idee kommen, mein Mobiltelefon nach verdächtigen Gesprächen oder Kurznachrichten zu durchforsten. Mit Fujitsus 'privacy mode' können sie diese Informationen überhaupt nicht sehen. Das Killer-Feature ist, das es so aussieht, als würde der Nutzer überhaupt nicht versuchen, etwas zu verstecken", schreibt der japanische Blogger Bakanabe, der immer noch auf sein altes Seitensprung-Telefon setzt. Ein- und ausgehende Anrufe sowie SMS von privaten Kontakten werden auf den Fujitsu-Geräten lediglich durch subtile Änderungen in der Darstellung von Ladestands- oder Empfangsanzeige signalisiert.

Nicht eingeweihten Usern fallen die geringfügigen Abweichungen nicht auf. Erst durch die Eingabe einer geheimen Tastenkombination werden versteckte Benachrichtigungen sowie die Sprachbox wieder zugänglich. Ein Blogger namens Poza prahlt damit, drei Beziehungen gleichzeitig zu unterhalten. Das Fujitsu-Telefon, das er neben einem iPhone als Zweitgerät verwendet, sei der Grund, weshalb keine seiner Freundinnen bisher Verdacht geschöpft habe. Bei neueren Telefonen, die meist mit Betriebssystemen der großen Hersteller laufen, haben japanische Hersteller weniger Möglichkeiten, solche Features zu implementieren.

Zielgruppe Ehebrecher

Takeshi Natsuno, ehemaliger Manager bei Japans größtem Mobilfunkbetreiber DoCoMo, sagte zum Zeitpunkt der Einführung des privacy mode im Jahr 2002, dass die vielen Geschichten über zerbrochene Beziehungen und anderen Ärger, die auf Informationen aus Mobiltelefonen zurüchzuführen sind, ihn dazu veranlasst haben, bessere Sicherheitsvorkehrungen zu fordern. "Hätte Tiger Woods ein 'Seitensprung-Telefon' gehabt, wäre ihm viel Ärger erspart geblieben", wird Natsuno im Wall Street Journal zitiert.

Ein Mitarbeiter der Firma Uwaki Rescue SOS, die ihren Kunden dabei hilft, fremdgehende Partner zu überführen, sagt, dass rund die Hälfte der Kunden Beweise für einen Seitensprung auf den Mobiltelefonen ihrer Partner finden. Fujitsu wirbt für seine Spezial-Geräte zwar mit erhöhter Sicherheit, lässt den Ehebrecher-Aspekt aber bewusst außen vor. Derzeit wird in Japan von Fujitsu und den Netzbetreibern damit begonnen, die F-Serie auslaufen zu lassen, um komplett auf Smartphones umzusatteln. Bisherige Versuche, den privacy mode auch für neue Mobiltelefone umzusetzen, stoßen bei Fans auf wenig Gegenliebe.

Bisher ist die Verwendung nur mit einer speziellen Adressverwaltungs- und Mail-App möglich. Bakanabe bezeichnet diese Funktion aber als nutzlos und hofft auf eine Version des "echten" privacy mode für Smartphones. CATE, eine in den USA entwickelte App, ist auf dem Weg in diese Richtung. Die 4,99 Dollar teure Software, die ähnlich funktioniert wie der privacy mode, wurde bereits über 10.000 Mal heruntergeladen. Derzeit ist das Programm nur für Android verfügbar, an einer iOS-Variante wird laut Hersteller gearbeitet.

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