pte20121128003 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Verzögerte Film- und Serienstarts fördern Piraterie

Anachronistisches System schadet Konsumenten und Herstellern


Kino: Betreiber fürchten Einbußen (Foto: pixelio.de, Miriam Trescher)
Kino: Betreiber fürchten Einbußen (Foto: pixelio.de, Miriam Trescher)

London (pte003/28.11.2012/06:10) Das System der Verwertung von Filmen und Serien in Form von verschiedenen Fenstern, etwa für Kino, DVDs und TV, wurde ursprünglich geschaffen, um zu verhindern, dass sich die verschiedenen Konsumvarianten gegenseitig kannibalisieren. Durch das Internet hat sich die Situation aber deutlich geändert, schreibt der Guardian. Es sei an der Zeit, die Verwertungsketten bei Filmen und Serien zu straffen. Einheitliche globale Veröffentlichungstermine und eine schnellere, vom Kino-Erfolg abhängige Veröffentlichung als Download oder DVD sollen Piraterie einschränken und allen beteiligten Vorteile bringen.
Kinobetreiber sind allerdings skeptisch.

Verschiedene Vorstellungen

Wer außerhalb der USA lebt, wo der Großteil der international erfolgreichen Kino- und Fernsehunterhaltung produziert wird, muss nach der Veröffentlichung von Filmen und Serien oft eine ganze Weile warten, um die Produkte im Kino, TV oder als Heimversion in DVD- oder Download-Form konsumieren zu können. Da die Marketingkampagnen aber global angelegt sind und der Suchtfaktor oft hoch ist, steigt mit zunehmender Wartezeit auch die Versuchung, sich das Material aus illegalen Quellen zu besorgen, so die Argumentation von Befürwortern einer Straffung der Verwertungskette.

"Von einer schnelleren Veröffentlichung von Download- und DVD-Versionen je nach Erfolg eines Films im Kino halte ich gar nichts. Wenn Kunden sehen, dass sie durch den Verzicht auf den Gang ins Kino die DVD-Veröffentlichung beschleunigen können, ist das ein Lernprozess. Ist der Geist erst aus der Flasche, ist der Prozess nicht mehr reversibel", sagt Cineplex-Deutschland-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch gegenüber pressetext. Diese Entwicklung führe letztendlich zu einem gleichzeitigen Start in allen Medien, weil die verschiedenen Verwertungsstufen dem Beispiel folgen und immer näher zusammenrücken würden.

Einheitliche Starts akzeptiert

Durch Piraterie werden nicht nur die Rechteinhaber und die potenziellen Online-Verwerter geschädigt. Die illegalen Quellen, zu denen Konsumenten gedrängt werden, müssen erst mühevoll gefunden werden und sind mit dem Risiko von Malware oder schlechter Qualität behaftet. Eine Straffung der Verwertung soll dieses Problem beheben. "Ein gewisser Einfluss auf die Piraterie ist möglich, aber die Verkürzung der Verwertungsfenster ist keine Lösung. Illegale Downloads passieren nicht hauptsächlich aus Ungeduld", sagt Koch. Das Kino als exklusive Erstverwertungsstufe bringe einem Film Publicity und werbe für andere Vertriebsformen. Das komme Rechteinhabern und Kinobetreibern zugute, so der Kino-Betreiber.

Der zweite Vorschlag, nämlich Serien und Filme global zu einem einzigen Termin freizugeben, wird im Bereich Kino bereits oft angewendet und kommt auch bei den Betreibern gut an. "Das ist durch den Druck der Piraten und die einfachere Vermarktung bereits seit einigen Jahren nichts Besonderes mehr. Wir finden das prima, da so auch im Sommer Blockbuster in die Kinos kommen. Die laufen zwar etwas schlechter als im Winter, ermöglichen aber eine bessere Ressourcenauslastung", sagt Koch.

(Ende)
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