pte20120920002 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Internet Archive sammelt alle Fernsehnachrichten

355.000 einzelne Sendungen von 20 Sendern seit 2009 machen Anfang


Archiv: digital spart Platz (Foto: pixelio.de, Stefan Emilius)
Archiv: digital spart Platz (Foto: pixelio.de, Stefan Emilius)

Wien (pte002/20.09.2012/06:05) Das gemeinnützige Projekt "Internet Archive" http://archive.org hat damit begonnen, ein Archiv für TV-Nachrichtensendungen aufzubauen, wie die New York Times berichtet. Wie Bücher, Musik und Webseiten sollen auch TV-Nachrichten umfassend in digitaler Form aufbewahrt werden. Seit Dienstag sind die ersten 355.000 Sendungen von über 1.000 Nachrichtenformaten von 20 US-amerikanischen Fernsehsendern online abrufbar. Die Sammlung ist nach Stichworten und Zeitrahmen durchsuchbar und soll Stück für Stück erweitert werden, bis ein vollständiges Archiv entsteht.

"Für eine demokratische Gesellschaft bietet der einfache Zugang zu relevanten Quellen gewiss einen großen Vorteil. Bürgerinnen, die am demokratischen Prozess teilhaben wollen, können sich dadurch ein präziseres Bild von der Entwicklung von Themen und Fragen machen. In den meisten Staaten hat es die Verwaltung verabsäumt, ein Archiv für moderne Medien anzulegen, das nicht nur den Sendern dient, weshalb es oft nur Zeitungsarchive gibt. Audiovisuelle Medien können aber die Stimmung in einer Gesellschaft weit besser wiedergeben, als Text", erklärt Fritz Hausjell vom Institut für Publizistik der Universität Wien http://univie.ac.at im pressetext-Interview.

Ambitioniertes Vorhaben

Wie bei den anderen laufenden Projekten (pressetext berichtete: https://pressetext.com/news/20120305016 ) setzt sich das Internet Archive auch für seine Fernsehnachrichten-Sammlung große Ziele. Nach und nach sollen Aufnahmen von anderen Sendern sowie ältere Formate dazukommen. Am Ende soll ein Archiv stehen, dass bis zu den Anfängen des Fernsehens zurückreicht.

Aktuelle Sendungen will das Archiv mit 24-stündiger Verspätung in seinen Bestand aufnehmen, um nicht den Groll der TV-Stationen auf sich zu ziehen. "Solche Projekte sind zu begrüßen, solange sie Transparenz und öffentliche Kontrolle gewährleisten, vor allem wenn sie durch öffentliche Gelder mitfinanziert werden. Vollständigkeit und Unverfälschtheit der Bestände müssen garantiert sein", sagt Hausjell. Das US-Projekt ist eine Non-Profit-Organisation, die tatsächlich großteils von öffentlichen Geldern lebt.

"Wir wollen alle Texte, Musikstücke und Videos sammeln, die je von Menschen produziert worden sind", gibt Brewster Kahle, Gründer des Archivs, die Richtung vor. Das TV-Nachrichten-Archiv soll es Interessenten ermöglichen, die Entwicklung eines Themas über längere Zeiträume zu untersuchen und plötzliche Meinungsänderungen von Politikern zu dokumentieren, was vor allem für Journalisten und Satiriker interessant ist. Für Forscher ist die Sammlung ohnehin unbezahlbar. Online-Nutzer des Angebots können das Material über die Suchfunktion lediglich in Form von 30-Sekunden-Clips durchstöbern.

Ungeheure Datenmengen

Da in den USA seit 2002 alle Nachrichtensendungen mit Untertiteln für Hörgeschädigte versehen werden, ist die Stichwortsuche sehr effizient. Wird in Zukunft auch älteres Material aufgenommen, muss sich das Internet-Archive neuer Technologien bedienen, um die Verwendbarkeit der Suche zu gewährleisten. Angedacht ist etwa automatisierte Spracherkennung.

Will ein Nutzer eine komplette Sendung statt der 30-Sekunden-Schnipsel, bietet das Archiv Leih-DVDs mit den gewünschten Inhalten an. Der gesamte Inhalt des Internet Archivs beläuft sich mittlerweile schon auf etwa 9.000 Terabyte an Daten. Sämtliche Projekte werden durch Zuwendungen finanziert. Der Großteil des Geldes kommt von den US-National-Archives, der Library of Congress, anderen staatlichen Stellen und Stiftungen. Das jährliche Budget beträgt zwölf Mio. Dollar.

(Ende)
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