pte20120912003 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Traumhaft: Programm macht Schlaf zu Musik

Finnische Informatiker setzen auf neuartige Datenaufbereitung


Erwacht: Programm hilft bei Schlafanalyse (Foto: flickr.com, Steven Connors)
Erwacht: Programm hilft bei Schlafanalyse (Foto: flickr.com, Steven Connors)

Helsinki (pte003/12.09.2012/06:10) Während Daten-Visualisierung heute allgegenwärtig ist, kommen die anderen Sinne bisher zu kurz. Doch das könnte sich ändern, dank finnischer Informatiker und ihrem als Online-Dienst verfügbaren Programm zur "Schlaf-Musikalisierung" http://sleepmusicalization.net . Dieses gibt Daten über den Schlaf einer Nacht in Form eines kurzen Musikstücks wieder, das dem Hörer ein ungefähres Bild vermittelt, wie die Person geschlafen hat. "Der Sinn der Musikalisierung ist nicht, möglichst viel Information zu vermitteln, sondern es zum Erlebnis zu machen", betont Hannu Toivonen, Informatikprofessor an der der Universität Helsinki http://helsinki.fi/university , gegenüber pressetext.

Eine Nacht in Minuten

"Die Software komponiert ein einzigartiges Stück basierend auf den Schlafphasen, Bewegung, Herzfrequenz und Atmung. Es komprimiert den Schlaf einer Nacht auf wenige Minuten", beschreibt die Studentin Aurora Tulilaulu, die das Programm geschrieben hat. Dabei sind den physischen Parametern verschiedene Eigenschaften der Musik zugeordnet. So beeinflusst die Herzrate das Tempo, während Bewegungen sich auf die Lautstärke auswirken. Somit werden wesentliche Eckdaten hörbar. "Es mag etwas Aufwand kosten, das genau zu erkennen, aber eine grobe Deutung sollte normalerweise stimmen: Ruhigere Musik entspricht tieferem Schlaf", so Toivonen.

Zudem soll die Musikalisierung Gefühle beim Nutzer auslösen, wenn auch nicht genau die, die der Schläfer im Traum verspürt haben mag. "Das scheint ein unrealistisches Ziel. Stattdessen - und das ist eine viel wildere Hypothese - schlagen wir vor, dass Daten durch die Gefühle und Emotionen beschrieben werden können, die sie auslösen", erklärt der Informatikprofessor. Diese neue Art, Daten zu erleben, könnte im Fall der Schlaf-Musikalisierung beispielsweise Änderungen im Schlafrhythmus dadurch anzeigen, dass sich die gefühlte Stimmung der Musik verschiebt. Was genau sich verändert hat, müsste ein Nutzer durch einen genaueren Blick auf die Schlafdaten ermitteln.

Persönliches Potenzial

"Es gibt viel bessere und effizientere Methoden, Informationen zu vermitteln", räumt Toivonen ein. "Doch es mittels Musik zum persönlichen Erlebnis zu machen, ist eine neue Idee." Zwar sei noch nicht abzusehen, in welchen Bereichen der Ansatz von Nutzen sein mag, doch glauben die Finnen an sein Potenzial. Anbieten dürfte sich Musikalisierung speziell bei Daten mit einer zeitlichen Dimension, die auf jene der Musik abgebildet werden kann. "Da Gefühle sehr persönlich und oft etwas Privates sind, werden die besten Anwendungen wohl auch persönliche oder private Daten betreffen", meint der Informatiker.

Die erste, öffentlich zugängliche Anwendung ist jedenfalls die Schlaf-Musikalisierung. Um das Angebot zu nutzen, benötigt ein Nutzer einen Schlafsensor des finnischen Unternehmens Beddit http://beddit.com , dessen CTO und Chief Scientist am Projekt beteiligt waren. Das Programm nutzt nämlich die Datenströme dieses unter der Matratze angebrachten Sensors, um Herzschlag, Atemrhythmus und Schafphasen für die Kompositionen abzuleiten.

(Ende)
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