pte20120806001 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Spanien schmeißt kritische Journalisten aus Sendern

Ana Pastor hat Politikern zu viele unbequeme Fragen gestellt


Spanisches TV: kritischer Journalismus unerwünscht (Foto: RTVE)
Spanisches TV: kritischer Journalismus unerwünscht (Foto: RTVE)

Madrid (pte001/06.08.2012/06:00) Eine Regierung, die Ausgaben der öffentlichen Hand drastisch kürzen will, kann seitens der Presse nicht mit viel Beifall rechnen. Kritiker der rechtgerichteten Partido Popular (PP) http://pp.es von Mariano Rajoy behaupten laut The Guardian: Eine Reihe von Abgängen bei den führenden spanischen Sendern weisen darauf hin, dass Kritik nicht toleriert wird. Journalisten, die die Sparpolitik der Regierung in Frage gestellt haben, wurden bei RTVE http://rtve.es aus Radio und Fernsehen entfernt. Prominentes Beispiel ist unter anderem Ana Pastor.

Wer unbequem ist, fliegt

Spanische Politiker werden von den Medien zumeist geschont und nur sehr selten offen kritisiert. Pastor ist dafür bekannt, dass sie ihre Interviewpartner zur Verantwortung zieht und gerne auch schwierige Fragen stellt: "Sie wollen mich loswerden, weil ich wie eine Journalistin handle." Für Pastor ist klar, dass es sich um eine politische Entscheidung handelt. Am Samstag hat der Sender bekannt gegeben, dass die Journalistin aufhört, da sie ein Jobangebot für eine Sendung im Nachtprogramm nicht annehmen wollte.

Pastor kommentierte die Stellungnahme damit, dass sie angenommen habe, man würde ihr ein ernstzunehmendes Angebot machen. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Der Nachrichtenchef habe nur sehr vage über die berufliche Zukunft gesprochen. Man wollte sehen, was bis Januar nächsten Jahres passiere. "Sie wollten nicht sagen, dass sie mich rauswerfen, aber genau das ist passiert. Und ich werde nicht bis dahin mein Gehalt beziehen und nichts tun."

Volkspartei setzt unter Druck

Eine andere nicht namentlich genannte Quelle berichtete, dass die Regierung auf Diskussionen allergisch reagiert. Pastor ist nur eine in einer Reihe von Journalisten, die entfernt wurden. Fran Llorente, der Nachrichtenchef von RTVE, wurde der politischen Voreingenommenheit beschuldigt. Pepa Bueno, ein frühere Nachrichtenmoderatorin, sei ebenfalls gekündigt worden, wäre sie nicht schon im vergangenen Monat gegangen. Llorente wurde von der spanischen Volkspartei permanent unter Druck gesetzt.

Bueno betonte, dass sie niemals von Llorente politisch motivierte Anweisungen erhalten hat. 70 Prozent der Belegschaft sind gegen Llorentes Nachfolger Julio Somoanos. Seit Januar 2010 gibt es auf RTVE keine Werbung mehr. Die Finanzierung erfolgte über eine staatliche Förderung in der Höhe von 550 Mio. Dollar. Sie wurde durch eine spezielle Telekommunikationssteuer in der Höhe von 0,9 Prozent der Gewinne vor Steuer und drei Prozent bei privaten Sendern ermöglicht. Beide haben beim Europäischen Gerichtshof Einspruch gegen die Einhebung dieser Steuer eingelegt.

(Ende)
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