pte20120727014 Kultur/Lifestyle, Politik/Recht

Beschneidungsverbot: ''Geistige Vertreibung''

Kirchen vergleichen mit Fingernägel schneiden und Ohrringe stechen


Wien (pte014/27.07.2012/13:55) Die deutsche Diskussion um das Beschneidungsverbot schlägt auch in Österreich hohe Wellen. Vertreter der vier größten Religionsgemeinschaften - Katholiken, Muslime, Evangelische Kirche und Juden - versammelten sich heute, Freitag, zum bisher ersten Mal in der israelitischen Kultusgemeinde Österreichs für eine gemeinsame Stellungnahme.

Von der Bundesregierung fordern die Religionsvertreter ein "eindeutiges Bekenntnis", das diese "Feindseligkeiten" beendet und weiterhin freie Religionsausübung gewährleistet. "Ein Bescheidungsverbot entspricht der geistigen Vertreibung von Juden", manifestiert Oskar Deutsch, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde http://www.ikg-wien.at .

Schlag gegen Religionsfreiheit

"Für Muslime ist die Beschneidung seit 1.500 Jahren ein religiöser Akt und wie Fingernägel schneiden", betont Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich http://derislam.at . Dagegen zu opponieren sei ein Schlag gegen die Religionsfreiheit und die "unwürdige" Debatte aus dem Ausland "hier friedlich zu beenden". Für Moslems sei die Beschneidung elementar und "Tradition des Propheten, dem man gehorchen muss". Fanac verwies darüber hinaus auf "genügend" Ärzte, die Beschneidungen nicht in Krankenhäusern durchführen könnten. "Den Krankenkassen wollen wir sicher nicht zur Last fallen", ironisierte der Islamisten-Präsident.

Die historische Zusammenkunft und "weniger der Anlass" sollten nach Deutsch auch zeigen, wie wichtig die Religionsfreiheit eines Landes wäre. "Sehr viele Kirchenmitglieder befürchten Beschlüsse, die sie nicht wollen", meint Deutsch. Die jüdische Gemeinschaft fordert federführend für alle monotheistischen Glaubensgemeinschaften, ihre Traditionen auf Basis der Gesetze ungehindert leben zu können und ein Ende aller dahingehenden Verunsicherungen. "Die Beschneidung ist eines von 613 jüdischen Geboten und wird von allen Juden ausnahmslos eingehalten", unterstreicht Deutsch das "Ritual".

Beängstigende Diskussion

Laut Peter Schipka, Generalsekretär der österreichischen Bischofskonferenz http://bischofskonferenz.at , sieht sich auch die katholische Kirche von dieser Diskussion berührt und das "Menschenrecht Religionsfreiheit" in Gefahr. Glaubensfragen seien "respektvoll und nicht feindselig" zu führen und beinhalten auch das religiöse Recht der Eltern, für ihre Kinder zu bestimmen. "Wir Christen fühlen uns durch Abraham mit unseren Glaubensbrüdern verbunden", betont Schipka und taxiert den körperlichen Eingriff der Bescheidung als "gering".

Michael Bünker, Vorsitzender der Evangelischen Kirche A.B. http://evang.at , brachte ebenfalls seine Solidarität zum Ausdruck und zeigte sich betroffen, wie aktuell über "essentielle Inhalte" von Religion diskutiert werde. Es sei für Europa schlecht, wenn künftig Fragen der Religion vor Strafgerichten ausgefochten werden müssten. Den körperlichen Eingriff der Beschneidung bewertet der evangelische Bischof wie "Ohrringe stechen, Piercings und die gängigen Schönheitsoperationen".

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