pte20120727010 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

USA wollen Weltraum-Schrott recyceln

Roboter sollen Teile alter Satelliten zu neuen machen


Satellit: soll künftig Artgenossen recyceln (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Satellit: soll künftig Artgenossen recyceln (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

New York (pte010/27.07.2012/12:02) Die Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) http://darpa.mil hat die Firma Honeybee Robotics http://honeybeerobotics.com mit der Entwicklung von Roboterarmen beauftragt, die automatisch Satelliten im All recyceln sollen. Teile alter, nicht funktionstüchtiger geosynchroner Satelliten sollen im Orbit abgeschraubt werden. Dann können neue Rumpfsatelliten in der Umlaufbahn mit den wiederverwendbaren Teilen ausgestattet werden. Das spart Kosten und macht neue Satelliten leichter, wodurch der Treibstoffverbrauch für den Transport ins All sinkt.

"Das Problem mit ausgemusterten Satelliten und anderem Schrott ist, dass es in Höhen ohne Luftwiderstand keinen Mechanismus gibt, der sie wieder runterbringt. Überall, wo es Satelliten gibt, gibt es auch Schrott, der gefährlich für aktive Satelliten und theoretisch auch für Menschen im All ist", sagt Adrian Jäggi, Direktor des Astronomischen Instituts der Universität Bern http://aiub.unibe.ch , gegenüber pressetext.

Antennen und Solarzellen

Die Weltall-Recycling Aktion betrifft alte Kommunikationssatelliten auf einer Umlaufbahn in 35 Kilometer Höhe. "In dieser Zone ist Platz besonders wertvoll, weshalb ausgemusterte Satelliten oft auf eine Friedhofsbahn gelenkt werden", so Jäggi. Wiederverwendbare Teile wie Antennen oder Solarplatten von kaputten Satelliten sind eine Ressource, die bisher ungenutzt im All umhertreibt. Die DARPA erforscht deshalb schon länger, wie die Teile effizient recycelt werden können. Der Einsatz von Roboter-Mechanikern scheint sich als gangbarer Weg entpuppt zu haben. Die Kosteneinsparungen scheinen beträchtlich.

Allerdings gibt es derzeit keine Werkzeuge, die für die Demontage und das Wiederanbringen der Teile im Orbit geeignet sind. Deshalb soll Honeybee Robotics jetzt entsprechende Maschinenarme und -hände entwickeln. Das US-Unternehmen wird zwei verschiedene Prototypen entwickeln. Bei Erfolg werden die Arme auf Servicesatelliten montiert, die sich damit an andere Satelliten andocken und Teile an- oder abbauen. "Das Phönix-Programm ist ein wichtiger Schritt in Richtung Instandhaltung im Orbit. Dadurch könnte die Lebensdauer von Satelliten auf ökonomische Weise verlängert werden", sagt Honeybee-Chef-Robotiker Jason Herman.

Keine Müllabfuhr

Am Problem des Weltraummülls, der in unzähligen Umlaufbahnen um die Erde schwirrt, ändern die Pläne des US-Militärs nichts. Die ausgeweideten alten Satelliten bleiben weiterhin im Orbit und sind auch nach der Entfernung der brauchbaren Teile eine Gefahr für andere Flugobjekte im All.

"Derzeit beschränken sich die Gegenmaßnahmen auf Bestandsaufnahmen. Mit Teleskopen, Radar und seit neustem auch Laserstrahlen wird der Weltraumschrott kartografiert. So können Kollisionen vermieden werden. Für aktive Gegenmaßnahmen gibt es zwar Ideen, eine Umsetzung ist derzeit aber noch nicht möglich, obwohl das Problem akut ist. Ein Aufsammeln mit Satelliten ist schwierig, da sie sich nicht beliebig steuern lassen, sondern immer einer Bahn folgen", erklärt Jäggi.

Für das US-Militär ist eine Wiederverwendung von Teilen alter Kommunikationssatelliten hauptsächlich deshalb interessant, weil sie eine günstige Instandhaltung des Netzwerkes erlaubt, das ununterbrochen weltweite Kommunikation ermöglicht.

(Ende)
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