pte20120628002 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Tesco personalisiert Webseite nach Geldbeutel

Bisheriges Kaufverhalten entscheidet über Angebot


Kaviar: nur für Kunden mit losem Geldbeutel (Foto: pixelio.de, A. Röttinger)
Kaviar: nur für Kunden mit losem Geldbeutel (Foto: pixelio.de, A. Röttinger)

London (pte002/28.06.2012/06:05) Die britische Einzelhandelskette Tesco http://tesco.co.uk will das Warenangebot auf ihrer Webseite personalisieren, indem das bisherige Kaufverhalten von Kundenkartenbesitzern analysiert wird. Wer immer viel Geld bei Tesco ausgegeben hat, wird Online mit Räucherlachs empfangen, wer auf günstige Einkäufe Wert legt, bekommt gebackene Bohnen serviert, wie dailymail.co.uk schreibt. So will Tesco loyalen Stammkunden das Leben erleichtern. Das Risiko, Kunden zu beleidigen, nimmt die in Bedrängnis geratene Kette in Kauf. Tesco hat im vergangenen Jahr Marktanteile verloren und erstmals seit 20 Jahren eine Gewinnwarnung ausgegeben.

Ruhe bewahren

"Ähnliche Ansätze gibt es außerhalb des Internets schon lange. Gut betuchte Konsumenten lesen andere Magazine als weniger wohlhabende und werden so mit Angeboten für teurere, aufwendigere und möglicherweise qualitativ hochwertigere Produkte versorgt", sagt Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft http://zaw.de , gegenüber pressetext. Bei Tesco wird das ähnlich gesehen: "Vor einer Generation haben die Händler ihre Kunden noch persönlich gekannt. Wer seinen Kunden gut kennt, kann ihm geben, was er will", sagt Tesco-Chef Phil Clarke.

Ob das so funktioniert, ist aber zweifelhaft. "Es besteht zwar die Gefahr, dass ein Einheitsbrei entsteht, der keine Zufälle mehr zulässt, aber Menschen sind zum Glück keine Marionetten. Die Aufregung ist also umsonst, denn so wie Tesco sich das vorstellt, funktioniert das nicht. Für Kunden, die Interesse haben, kann dieses System sogar hilfreich sein", so Nickel. Selbst Kunden, die auf der Webseite einkaufen und sich die Ware liefern lassen, besteht keine Gefahr.

Panikmache

"Das Internet besteht nicht nur aus Tesco. Eine genauere Untersuchung würde diese Vielfalt der Verbraucherentscheidungen zeigen. Ob das System überhaupt funktioniert, ist auch nicht gewiss", erklärt der Experte. Die Angst vor manipulierender Werbung wird laut Nickel oft übertrieben: "Wir schauen zu sehr auf die technischen Möglichkeiten und vergessen, dass der Kunde entscheidet. Unterschwellige Werbung ist ein gutes Beispiel. Studien beweisen, dass sie nicht funktioniert, trotzdem ist sie in Deutschland gesetzlich verboten."

Auch die Werbewirtschaft selbst überschätzt ihre Möglichkeiten oft. "Der Glaube, der Konsument sei wie ein Schilfrohr im Wind, das sich dem Werbedruck beugt, ist falsch", erklärt Nickel. Laut Tesco haben erste Testläufe den Umsatz um zehn Prozent gesteigert.

(Ende)
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