pte20120511001 Technologie/Digitalisierung, Produkte/Innovationen

Uni Stanford ersetzt Vorlesungen durch YouTube

Medizin-Studenten sollen Zeit in Hörsälen sinnvoller nutzen


Klassische Vorlesung: wird zum Auslaufmodell (Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)
Klassische Vorlesung: wird zum Auslaufmodell (Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)

Stanford (pte001/11.05.2012/06:00) Die angesehene US-Universität Stanford http://stanford.edu lässt mit einem Vorschlag aufhorchen: Vorlesungen sollen künftig abgesetzt werden, wie techcrunch.com berichtet. Die Studenten sollen sich Vorträge von Professoren über die immer populärer werdenden Online-Plattformen (pressetext berichtete: http://bit.ly/IEIEyJ ) zu Gemüte führen. Die Zeit in den Hörsälen soll dann dazu verwendet werden, zusammen mit den Professoren tatsächliche Probleme zu lösen. Erste Pilotprojekte sind bereits erfolgreich beendet worden.

"Jedes Curriculum im tertiären Bildungswesen kann heute Elemente der Fernlehre enthalten. Ob und in welchem Umfang Vorlesungen im Netz sinnvoll sind, hängt stark vom Lehrinhalt ab und muss aber immer im Einzelfall entschieden werden. Vorlesungen und praktische Arbeit haben beide ihre Berechtigung. Verschiedene Inhalte verlangen nach verschiedenen Methoden, es gibt kein Patentrezept", sagt Markus Juranek, Rektor der Pädagogischen Hochschule Tirol http://www.ph-tirol.ac.at , im Gespräch mit pressetext.

Anwesenheit steigt

Zwei Stanford-Professoren schlagen vor, im Fachbereich Medizin komplett auf das Abhalten von Vorlesungen zu verzichten. "Für den Großteil des 20. Jahrhunderts haben sich Vorlesungen als effiziente Art der Wissensvermittlung erwiesen. Aber heute haben wir perfekte Videoplattformen. YouTube und TED Talks erreichen Milliarden Menschen. Warum sollen wir die wertvolle Unterrichtszeit damit verschwenden, Vorlesungen zu halten?", fragen sich Charles Prober und Chip Heath im New England Journal of Medicine. Stattdessen setzen sie auf den "umgedrehten Hörsaal".

Studenten sehen sich die Vorlesungen zuhause via Internet an, während sie im Hörsaal mit Professoren zusammen praktische Beispiele erarbeiten. Stanfords erster Versuch, die Idee umzusetzen, kam hervorragend bei den Studenten an: Die Anwesenheit in der Biochemie-Übung stieg von durchschnittlich 30 auf 80 Prozent.

Erfolgreicher Testlauf

Verfechter dieses Modells argumentieren hauptsächlich damit, dass Vorlesungen erwiesenermaßen keine sehr guten Ergebnisse bringen. Studenten vergessen den Großteil des Gehörten schnell wieder. Nach zwei Jahren erinnern sie sich nur noch an 40 Prozent des bei Prüfungen abgefragten Wissens (siehe: http://bit.ly/JgSGp0 ). "Diese Aussage ist irreführend. Da muss der Lernprozess genauer unter die Lupe genommen werden. Wissen muss laufend wiederholt und vertieft werden, damit es Bestand hat", so Juranek.

Auch die Stanford-Forscher haben die Effizienz des neuen Modells schon getestet und in einem einwöchigen Versuch den Lernerfolg zweier Klassen verglichen. Eine bekam Vorlesungen von einem Physik-Nobelpreisträger, die andere arbeitete mit Uni-Assistenten an konkreten physikalischen Problemen. Die Prüfungsergebnisse der Praktiker, die auf Videovorlesungen zurückgriffen, waren beinahe doppelt so gut wie die der klassisch unterrichteten Kontrollgruppe. Längerfristig soll in Stanford das alte Vorlesungsmodell komplett durch den neuen, hybriden Ansatz ersetzt werden.

(Ende)
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