pte20120315003 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Mehr Cyber-Attacken auf kritische Infrastruktur

Medienberichterstattung sensibilisiert für Thema - Politik reagiert


Cyber-Attacken: nehmen zu (Foto: flickr, cc West Point Public Affairs)
Cyber-Attacken: nehmen zu (Foto: flickr, cc West Point Public Affairs)

Wien (pte003/15.03.2012/06:05) In den USA ist die Zahle der Attacken auf Computersysteme, die kritische Infrastruktur kontrollieren, im vergangenen Jahr gestiegen, wie die New York Times berichtet. Gleichzeitig hat die gesteigerte Medienpräsenz der Angriffe die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. "Die Angriffe werden tatsächlich häufiger. Durch die Medienpräsenz, die zunehmend vernetzte Information und größere Bereitschaft, Sicherheitslücken einzugestehen, ist der Anstieg in der Wahrnehmung aber größer als in der Realität", sagt Alexander Klimburg vom Österreichischen Institut für Internationale Politik http://www.oiip.at gegenüber pressetext.

Unsichtbare Scharmützel

Der Großteil der Cyber-Angriffe auf Firmen und Staaten gelangt nach wie vor nicht an die Öffentlichkeit. "Über 75 Prozent bleiben geheim, um wirtschaftliche Interessen zu wahren, Blamagen zu entgehen oder Deeskalation zu betreiben. Es ist ähnlich wie mit Darmerkrankungen. Viele haben eine, doch wenige sprechen darüber, da es unangenehm ist. Aber irgendwann redet man über Ernäherungsgewohnheiten", so Klimburg. Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur stammen aus verschiedenen Quellen. Staatliche Angriffe mit dem Ziel, die Infrastruktur auszuloten sind dabei nicht leicht von Angriffen mit wirtschaftlichen Zielen zu unterscheiden.

"Auch Telekommunikation und Bankenwesen zählen zur kritischen Infrastruktur. Hier gibt es sehr häufig Angriffe. Ob es sich um Verbrechen oder Spionage handelt ist kaum unterscheidbar", erklärt Klimburg. Ein Grund für die Häufung der Attacken auf essentielle Versorgungssysteme ist die Professionalisierung der Kommunikation zwischen den Angreifern. "Cyber-Crime-Gruppierungen tauschen sich mittlerweile untereinander aus. Das ermöglicht eine effizientere Nutzung der speziellen Fähigkeiten einzelner Mitglieder", sagt Klimburg.

Staaten reagieren

Durch die erhöhte Aufmerksamkeit wird auch die Politik vermehrt in der Sache tätig. In den USA gibt es beim Thema "Schutz vor Cyber-Angriffen" sogar seltene überparteiliche Einigkeit. "Die USA haben zehn Jahre lang versucht, auf freiwilliger Basis Mindeststandards zum Schutz ihrer Infrastruktur einzuführen. Das hat nicht funktioniert. In Europa gibt es solche Standards in vielen Ländern bereits", sagt Klimburg. Durch eine Mischung aus Anreizen und Strafen wollen die USA jetzt mit Europa gleichziehen.

"Die Kosten sind nicht das Problem. Mit staatlichen Unterstützungen kann ein entsprechender Standard auf betriebswirtschaftlich sinnvolle Art und Weise implementiert werden", glaubt Klimburg. Dass Investitionen in den Schutz der Infrastruktur zum Schutz der Gesellschaft notwendig sind, ist unbestritten. "Die Wahrscheinlichkeit für einen Cyber-Krieg ist sehr gering. Konflikte sind aber unvermeidbar. Das Argument, dass kein vernünftiger Staat die kritische Infrastruktur eines Handelspartners angreifen würde, stimmt heute noch weniger als vor dem ersten Weltkrieg", so Klimburg.

(Ende)
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