pte20111129025 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Ärzte-Exodus kostet Afrika Milliarden

Einkommensschere verstärkt Ärztemangel in Entwicklungsländern


Stetoskop: Afrika gehen die Ärzte aus (Foto: pioxelio.de, Halina Zaremba)
Stetoskop: Afrika gehen die Ärzte aus (Foto: pioxelio.de, Halina Zaremba)

Ottawa/Köln (pte025/29.11.2011/10:15) Über zwei Mrd. Dollar verlieren afrikanische Länder südlich der Sahara dadurch, dass ausgebildete Ärzte nach ihrem Studium das Land verlassen, um in England, den USA oder Kanada deutlich mehr zu verdienen. Das berichten kanadische Forscher im British Medical Journal. "Die Aufnahmeländer profitieren enorm von der Ärztemigration. Sie sollten Verantwortung zeigen und stärker in Bildung und Gesundheitssysteme der Herkunftsländer investieren", betont Edward Mills, Experte für Globale Gesundheit von der Universität Ottawa http://uottawa.ca .

Bis zu 60.000 Dollar pro Abwanderung

Die Forscher bezifferten erstmals, was den einzelnen Herkunftsstaaten der anhaltende "Brain Drain" kostet. Zwischen 21.000 Dollar in Uganda und 59.000 Dollar in Südafrika geben die Regierungen pro ausgebildetem Arzt aus, so die Untersuchung, womit die Abwanderung den betroffenen Staaten - außer den genannten auch Äthiopien, Kenia, Malawi, Nigeria, Tansania, Sambia und Simbabwe - insgesamt über zwei Mrd. Dollar kostet. Schlimm sei die Situation besonders deshalb, da in diesen Ländern ohnehin ein enormer Ärztemangel besteht und Krankheiten wie HIV/Aids oder Malaria in Folge nur sehr schwer behandelt werden können.

Reiche Länder profitieren

Gegenübergestellt wurden diese Zahlen, für die offizielle UNESCO-Berichte als auch nationale Statistiken die Grundlage bildeten, mit den Spareffekten bei den Zielländern. Australien, Kanada, England und die USA profitieren am meisten durch Anstellung von Ärzten des südlichen Afrikas, so das Ergebnis. Allein die englische Volkswirtschaft profitiert damit mit 2,7 Dollar oder die USA 850 Mio. Dollar, wobei in allen Berechnungen die finanziellen Kosten der Ausbildung eines Arztes in Grund-, Mittel- und Hochschule berücksichtigt wurden.

Dass diese Situation besonders auf die angelsächsischen Industrieländer zutrifft, betont Axel Plünnecke, Experte für Bildungspolitik und Humankapital am Institut der deutschen Wirtschaft Köln http://iwkoeln.de , gegenüber pressetext. "Viele Menschen aus China oder afrikanischen Ländern studieren in Deutschland Medizin und gehen später wieder zurück in ihr Herkunftsland, zudem gehen viele deutsche Ärzte für mehrere Jahre ins Ausland. Finanziell dürften sich Gewinne und Verluste deshalb ungefähr die Waage halten."

Abwanderung auch vorteilhaft

Allerdings dürfe man auch bei den Herkunftsländern Vorteile der Situation nicht ausblenden, betont der Bildungsökonom. Die Aussicht auf Anstellung in reichen Ländern erhöhe die Studierendenquote in Entwicklungsländern deutlich, zudem gehören Rücküberweisungen von Auswanderern zu den wichtigsten Treibern der Entwicklung.

Viele Menschen kehren zudem nach mehrjährigem Auslandsaufenthalt zurück in die Herkunftsländer, arbeiten dort für Niederlassungen internationaler Konzerne oder gründen eigene Unternehmen, womit es neben dem "Brain Drain" auch einen bedeutenden "Brain Exchange" gibt, wie Plünnecke betont. Was bei industrienahen Jobs häufig ist, trifft im medizinischen Sektor freilich viel seltener zu.

(Ende)
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