pte20111003001 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Riffe sind robuster als angenommen

Schweizer Forscher weisen überraschend schnelle Auferstehung nach


Riffbildende Schwämme: Sprangen für Korallen ein (Foto: Uni Zürich)
Riffbildende Schwämme: Sprangen für Korallen ein (Foto: Uni Zürich)

Zürich (pte001/03.10.2011/06:00) Eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung der Universität Zürich http://www.uzh.ch hat durch die Auswertung von Fossilien herausgefunden, dass sich Riffe nach Massensterben wesentlich schneller neu gebildet haben als bisher angenommen. "Schon 1,5 Mio. Jahre nach dem Massensterben gegen Ende des Perms entstanden wieder neue Riffe durch mehrzellige Organismen. Während die Riffe vor der ökologischen Katastrophe hauptsächlich von Korallen erschaffen wurden, übernahmen nach dem Einschnitt andere Spezies diese Nische", sagt Hugo Bucher von der Uni Zürich gegenüber pressetext.

Vielzellige Riffbauer

Die Wissenschaftler haben durch die Untersuchung von Fossilien aus dem Südwesten der USA herausgefunden, dass schon 1,5 Mio. Jahre nach dem größten Artensterben vor 152 Mio. Jahren wieder vielzellige Lebewesen mit dem Bau von Riffen beschäftigt waren. "Unmittelbar nach der Katastrophe übernahmen zuerst einzellige Organismen die Riffbildung. Es gibt allerdings ein Lück in unseren Aufzeichnungen, da zu dieser Zeit die Meeresspiegel sanken, was die für Riffe notwendigen Flachwassergebiete trockenlegte", erklärt Bucher. Trotzdem gelang es den Forschern dank intensiver Feldstudien die Lücke so klein wie möglich zu halten.

Zuvor glaubte, dass die marinen Ökosysteme sich erst fünf Mio. Jahre nach der Katastrophe am Ende des Perms wieder erholt haben. Schwankungen im Kohlenstoffgehalt, Übersäuerung und Sauerstoffarmut der Meere führten zu dem Massensterben, das über 90 Prozent aller marinen Arten auslöschte. "Das Ökosystem hat sich sehr schnell wieder erholt. Die Riffe, die nach dem Artensterben entstanden, waren aber nicht mit Korallenriffen zu vergleichen. Sie waren auch viel kleiner. Korallenriffe tauchen erst zwölf Mio. Jahre nach dem Artensterben wieder auf", sagt Bucher.

Neue Hackordnung

Was nach dem Artensterben mit den Korallen passierte, lässt sich nicht sagen. "Einige Arten müssen überlebt haben. Wir vermuten, dass sie aufgrund des sauren Wassers keine Kalziumkarbonat-Skelette mehr bilden konnten und deshalb keine Spuren hinterlassen haben. Die Korallen, die später wieder Riffe formten, waren zwar mit den Perm-Korallen verwandt, unterschieden sich aber deutlich von diesen", so Bucher. Die ersten vom mehrzelligen Organismen gebauten Riffe, die nach dem Artensterben entstanden, wurden von Schwämmen, Kalkröhrenwürmern und anderen primitiven Lebensformen geschaffen. "Es ist erstaunlich, wie schnell diese Nische wieder besetzt wurde", so Bucher.

Sobald sich die Umweltbedingungen stabilisiert hatten, entstanden neue Riffe. Organismen, die in den Perm-Riffen untergeordnete Rollen gespielt hatten, stiegen durch die Auslöschung der dominanten Kreaturen des Ökosystems zu den neuen Baumeistern der Riffe auf. "Andere Spezies als Korallen können sich zu riffbildenden Organismen entwickeln. Wenn all unsere modernen Riffe sterben, würden wir die Korallen eine ganze Weile nicht mehr sehen. Riffe gäbe es aber wieder, sobald sich die Verhältnisse stabilisieren", so Bucher.

(Ende)
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