pte20110902019 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Schnelle Sprachen reden mehr um heißen Brei

Wichtigste Verkehrssprachen sind annähernd gleich effizient


Alte Männer: Kultur steuert Sprechgeschwindigkeit (Foto: FlickrCC/Simoes)
Alte Männer: Kultur steuert Sprechgeschwindigkeit (Foto: FlickrCC/Simoes)

Lyon/Kiel (pte019/02.09.2011/13:15) Es gibt Sprachen, die besonders schnell gesprochen werden, und andere, die ihre Inhalte in besonders kompakter Form transportieren. Alle brauchen jedoch ungefähr dieselbe Zeit, um in gesprochener Form Informationen zu vermitteln, kommen Linguisten der Universität Lyon http://www.universite-lyon.fr im Fachjournal "Language" zum Schluss.

Andere Dichte, andere Geschwindigkeit

Die Forscher um François Pellegrino übersetzten 20 Kurztexte zu je fünf Sätzen in sieben Sprachen - in Mandarin-Chinesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Japanisch, Italienisch und Spanisch. Sie baten dann 60 Muttersprachler, diese jeweils in normaler Geschwindigkeit vorzulesen und schnitten Sprechpausen am Computer weg. Dann folgte eine genaue Analyse der Silben und Informationen pro Zeiteinheit und Sprache.

Deutliche Unterschiede wurden sichtbar. Vergleicht man die Zahl der Silben für eine Informationseinheit, so sind Mandarin und Englisch die dichtesten Sprachen, Deutsch liegt im Mittelfeld und Spanisch und Japanisch am Ende der Liste. Wettgemacht wird das jedoch durch die Silbenrate pro Sekunde. Diese Sprechgeschwindigkeit liegt bei Mandarin bloß bei fünf Silben pro Sekunde, bei Deutsch und Englisch bei sechs, während es Spanisch und Japanisch auf bis zu acht Silben pro Sekunde schaffen.

Alle gleich effizient

Zur Überraschung der Forscher war somit die Informationsrate oder Spracheffizienz, die sich aus Silbenrate und Informationsdichte ergab, bei fast allen Sprachen ident. Englisch hatte hier die Nase vorn und Japanisch lag etwas zurück, doch waren alle Raten auf vergleichbarer Ebene. Auch die Komplexität der Silbenstruktur spielt dafür eine Rolle. "In manchen Sprachen spricht man schneller, benötigt aber für dieselben Inhalte mehr Silben als bei langsam gesprochenen Sprachen", so das Resümee der Autoren.

Dass vorgelesene Sprache nicht immer mit freier Konversation gleichzusetzen ist, betont Ulrike Mosel, Leiterin des Seminars für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Kiel http://www.linguistik.uni-kiel.de gegenüber pressetext. "Die Sprechgeschwindigkeit hängt auch von der Beziehung des Sprechers zum Zuhörer, vom Temperament und von der Kultur ab." Kulturell bedingt ist etwa die Regel, ob und wann man Redner unterbrechen darf (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100707041 ).

Originalstudie unter http://lsadc.org/info/documents/2011/press-releases/pellegrino-et-al.pdf

(Ende)
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