pte20110809002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Radioaktive Trojaner verringern Knochenkrebs

Neue Methode bremst Metastasen über drei Jahre lang


Knochenkrebs: Überlistung nach dem Troja-Vorbild möglich (Foto: Wikimedia)
Knochenkrebs: Überlistung nach dem Troja-Vorbild möglich (Foto: Wikimedia)

Bonn (pte002/09.08.2011/06:05) Radioaktive Isotope lassen sich bei der Behandlung von Knochenmetastasen hervorragend als Trojaner nutzen. Schleust man sie in den Krankheitsherd ein, führt dies bei jedem zweiten Patient zu einer Rückbildung der Erkrankung, berichten Forscher der Bonner Universitätsklinik für Nuklearmedizin http://www.meb.uni-bonn.de/nuclearmedizin im "Journal of Nuclear Medicine".

Radioaktives Einschleusen

Nur etwa vier von 100.000 Menschen erkranken jährlich an der Krebsform "neuroendokriner Tumor". Die Geschwulste kommen meistens im Magen-Darm-Trakt und in der Bauchspeicheldrüse vor. Wenn Tumore Hormone bilden, können sie das Verdauungssystem durcheinander bringen, was die Lebensführung deutlich erschwert. Siedelt sich Krebs in Knochen an, verschlechtern sich die Überlebenschancen meist erheblich. "Bei manchen Patienten treten Knochenmetastasen auf", erklärt Forschungsleiter Samer Ezziddin gegenüber pressetext.

Tumore besitzen an ihrer Oberfläche Andockstellen, mit denen sie bestimmte Eiweiße einsammeln. Diese Eiweiße beluden die Forscher mit radioaktiven Lutetium, das nicht weiter als etwa einen Millimeter strahlt. "Deshalb konnten die Tumore damit gezielt zerstört werden, ohne das Nachbargewebe zu schädigen", so Ezzidin. Für die effektive Therapie von Knochenmetastasen gab es bisher mit dieser Methode noch keinen Nachweis, ergänzt der Bonner Nuklearmediziner Hans-Jürgen Biersack. "Die Ergebnisse sind spektakulär."

Wirkung dreimal länger als Chemotherapie

Bei etwa der Hälfte der getesteten Patienten bildeten sich die Knochenmetastasen zurück, bei einem weiteren Drittel blieben sie stabil. Bei zwei Behandelten verschwanden die Absiedlungen sogar komplett. "Wir konnten einen durchschnittlichen Wachstums-Stop von 35 Monaten beobachten", berichtet Ezziddin. Verglichen mit den Daten medikamentöser Studien sei dies ein beachtliches Resultat. "Während andere Chemotherapien die Ausbreitung der Metastasen im Schnitt bis zu einem Jahr bremsen, gelang dies mit den radioaktiven Trojanern mindestens drei Mal so lange - und das selbst bei Knochenmetastasen", so der Mediziner.

(Ende)
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